Autobranche: Russland-Krise und Preiskampf drücken Stimmung

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Ford kostet das schwache Russland-Geschäft sogar die für 2015 fest eingeplante Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

Auch wenn Europas Automarkt wieder wächst: Für Entwarnung ist es zu früh, Europa bleibt für die Branche ein heißes Pflaster. Obwohl die Verkaufszahlen mühsam nach oben klettern, kann sich kaum ein Hersteller dem Preiskampf um die verunsicherten Kunden entziehen. Selbst die Oberklasse spürt das.

Der heftige Markteinbruch in Russland drückt zusätzlich die Stimmung auf dem Pariser Autosalon. Ford kostet das schwache Russland-Geschäft sogar die für 2015 fest eingeplante Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Ein Lichtblick kommt aus Deutschland: Europas größter Automarkt ist auch im September gewachsen - der Wettbewerb bleibt aber hart.

Preiskampf in Deutschland

So klagte BMW-Chef Norbert Reithofer am Donnerstag in Paris, dass das Preisniveau auf dem Heimatkontinent schlechter sei als Anfang des Jahres erwartet. Das schlage zwar noch nicht auf die Gewinnziele durch - aber vor allem in Deutschland habe sich die Lage zugespitzt: "Das ist wirklicher Wettbewerb mit Konsequenzen für den Preis", sagte Reithofer. Das sieht auch Daimler-Chef Dieter Zetsche so: "Ein Markt, in dem mit sehr harten Bandagen gekämpft wird, ist Deutschland."

Dank ihrer jüngsten Modellwechsel können die Stuttgarter laut Zetsche aber wieder höhere Preise durchsetzen. In Europa und auch weltweit seien die Rabatte bei Mercedes-Benz zurückgegangen, sagte er. Zudem sparen Daimler und der Partner Renault-Nissan mit ihrer Kooperation deutlich mehr Geld als ursprünglich erwartet. Für beide Seiten werde eine "viel größere Zahl" herauskommen als die in Aussicht gestellten zwei Mrd. Euro, sagte Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn.

Audi-Chef Rupert Stadler sprach von "riesigen Herausforderungen" für die Branche. Es gebe viele Turbulenzen. Die bekommt Opel in Russland zu spüren. Bis August brachen die Verkaufszahlen der Rüsselsheimer dort um fast ein Fünftel ein. Das könne man aber kompensieren, sagte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. Er hält am Ziel fest, 2016 wieder einen Gewinn einzufahren. "Wir gewinnen im Moment in 14 europäischen Ländern Marktanteile dazu, dazu gehören Deutschland, England und Spanien." Dabei helfe, dass Opel seine Modellpalette gerade Stück für Stück modernisiere.

Klage über hohes Rabattniveau

Neumann beklagte, dass in einigen Ländern ein ziemlich hohes Rabattniveau herrsche. Daran habe sich Opel bei einzelnen Fahrzeugen beteiligt. "Aber in der Summe spüren wir deutlich, dass die Marke Opel wieder Rückenwind hat und die Kunden gerade neue Produkte wie den Mokka in der Regel ohne Nachlässe kaufen."

Härter trifft es Ford: Der US-Konzern verkaufte in Russland sogar 43 Prozent weniger Autos als im Vorjahr und kassierte sein Gewinnziel. Wann das Europa-Geschäft Geld abwirft, ließ Europa-Chef Stephen Odell offen: "Wir geben noch keine Prognosen für die Jahre nach 2015."

Acuh Porsche "spürt" Russland

Selbst die Sportwagenschmiede Porsche - einer der profitabelsten Autobauer der Welt - lässt die Krise nicht kalt. "Porsche lebt nicht auf einer Insel", sagte Vertriebsvorstand Bernhard Maier. In Russland etwa sei das geringere Wachstum der Verkaufszahlen seit Juli "sehr zu spüren". Trotzdem verkaufte Porsche im August noch 8 Prozent mehr Autos als ein Jahr zuvor - während der Markt um 26 Prozent einbrach.

Auf Kurs ist Toyota: Die Nummer eins der Branche dürfte ihr Absatzziel für Europa leicht übertreffen, sagte Europa-Chef Didier Leroy. Keine Entwarnung gab Vorstandskollege Karl Schlicht für den Preiskampf in Europa: "Die Rabattschlacht ist weiterhin hart."

Immerhin geht es am deutschen Automarkt bergauf. Im September wurden gut 260.000 Neuwagen zugelassen,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn liegt das Plus bei 3 Prozent. Doch auch Autoverbands-Präsident Matthias Wissmann räumte ein, dass sich die Stimmungslage der Kunden in Folge internationaler Konflikte abkühle.

(APA/dpa)

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