Porsche GT2: Nitroglyzerin im Tank

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Es ist aber bloß Super, und der Bedarf ist nicht einmal maßlos: Der Porsche GT2 ist das sparsamste aller Hyperautos.

Bei diesem Kürzel raunen Auskenner am geräuschvollsten: Geh-Teh-zwei. Was sich so sorglos-kompakt ausspricht, bezeichnet den Chefsessel in der Porsche-Hierarchie: Nichts ist schneller (329 km/h), stärker (530 PS), teurer (225.800 Euro). Sogar der GT3 RS, ein recht humorloser Geselle für die Rennstrecke, nimmt sich mit 415 PS und 160 Blatt Kaufpreis dagegen wie ein Lehrling aus.

Den Unterschied machen zwei Turbolader, die dem 3,6-Liter-Sechszylinderboxer im Heck Pressluft verabreichen. Weil Porsche als erster Hersteller (jedenfalls für Benzinmotoren) Lader mit variabler Turbinengeometrie verbaut, braucht man nicht lange auf die Turbopranke warten – der GT2 drückt einem in jeder Lebenslage, bei praktisch jeder Drehzahl die Birne in die Nackenstütze. Und der Schub kommt mit langem Atem. Dass es einem die Augen aus den Höhlen auch rasch wieder nach vorne treibt, dafür steht eine stattliche Bremsanlage mit Karbon­keramikscheiben (erkennbar an den gelb lackierten Sätteln) gerade – im GT2 serienmäßig, für alle anderen Modelle kostet sie einen Polo Aufpreis.

Auf die Schnelle ist der GT2 am ehesten durch den kunstvoll ausgeformten Heckflügel von normalen 911ern zu unterscheiden. Inspiziert man die Karosserie genauer, lässt sich der erhöhte Luftbedarf für Motor und Kühlung freilich nicht übersehen. Zwei Details: die Unterströmung des Bugs mit einem Luftauslass knapp vorm Kofferraumdeckel, das haben normale 911 nicht, und die gierigen Luftholer, integriert in die Stützen des Heckflügels, die den Ansaugkanälen beschleunigte Frischluft zuführen. Fast schade, dass man von der Abgasanlage aus leichtem Titan nur zwei Endrohre aus der Verkleidung ragen sieht.

Treten wie ein Ochse


Am Steuer merkt man am ehesten an der Kupplung, dass man einem eskalierten 911er vorsitzt. Sie tritt sich nämlich so, dass auf Dauer mit sichtbarem Muskelzuwachs am linken Oberschenkel zu rechnen wäre. Der GT2 rollt auch eher ungnädig von der Kupplung, was das Auto für den Stadtverkehr recht nachhaltig disqualifiziert. In bebautem Gebiet lässt sich zudem kaum ausspielen, dass der GT2 beschleunigt wie ein Kamerazoom – als hätte man Nitroglyzerin getankt. Anders als im 911 Turbo werden nur die Hinterräder angetrieben, dennoch gibt es Grip in verschwenderischem Ausmaß. Wie an den Asphalt gesaugt wirkt das Auto in seiner Ballistik, und der Effekt verstärkt sich mit dem Tempo.

Den angegebenen Normverbrauch von 12,5 Litern/100 km können wir übrigens bestätigen, was als mittlere Sensation zu gelten hat. Tatsächlich hat Porsche beim GT2 den niedrigsten CO2-Ausstoß aller Autos auf dem Markt errechnet – in Relation zur Motorleistung. Umweltboni gehen sich trotzdem nicht aus. GT2-Käufer werden es verschmerzen. (tv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2008)

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