Audi: Endlich – klein ist das neue fein

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Audis Liaison mit Kleinwagen begann nicht mit dem A1. Doch erst mit dessen Neuauflage ist man dort, wo man hinwollte: profunder Premium-Chic auf unter vier Metern Länge.

Der erfolgreichste Kleinwagen des VW-Konzerns stammte aus dem Hause Audi, auch wenn eine anderer Marke draufstand: Der erste VW Polo von 1975 basierte auf dem Audi 50, der seinerseits nach nur vier Jahren vom Markt genommen wurde. Nicht, weil er erfolglos gewesen wäre. Man stellte sich Audi bloß in besseren Kreisen vor, in höheren Segmenten – ungefähr dem, was heute Premium genannt wird. Das in Verbindung mit einem Kleinwagen gab es damals aber noch nicht. Klein hieß schlicht Bescheidenheit. Der Polo übernahm den Job und wurde zum Bestseller.

Bemerkenswert auch Audis zweiter Anlauf bei den Kleinwagen: der A2. Man kann sagen: ein in Würde gescheitertes Projekt, der Baureihe waren gerade fünf Jahre vergönnt. Heute weiß man, wie klug, fast visionär das Auto war: sehr leicht dank Alu-Bauweise, viel Platz auf kleinsten Abmessungen, rekordverdächtig sparsam mit einem Dreizylinderdiesel, dieser allerdings akustisch unsäglich.

Und teuer. Oder auch einfach falsch verkauft: Für Umwelt und zukunftsweisende Innovation legt der Käufer erfahrungsgemäß noch nicht viel Geld hin. Für Premium-Chic hingegen schon. Damit sind wir beim A1, den Audi 2010 auf den Markt gebracht hat. Der ist mit der 2012 nachgereichten, etwas breiteren, aber gleich langen Fünftürervariante namens Sportback zum Erfolg geworden. 500.000 Exemplare wurden von der ersten A1-Generation verkauft.

Nur kein Büßerhemd

Besonderes Verdienst der Baureihe: Vier von fünf A1-Fahrern hatten vorher mit der Marke nichts am Hut, gelten somit als kühn eroberte Neueinsteiger. Der Traum eines jeden Marktstrategen. Kaufgrund Nummer eins übrigens: das Exterieur-Design. Man erkennt umgehend den Fehler des gescheiterten A2: leicht schmalspurig die öko-optimierte Karosserie, mit der man schnell im Büßerhemd dastand. Den A1 mit seinem herrischen Ausdruck hingegen kann man im Rückspiegel kaum von einer größeren Audi-Baureihe unterscheiden – Balsam auf der Seele des Kleinwagenkäufers.

Der Auftrag für die Runderneuerung nach vier Jahren versteht sich damit quasi von selbst: nochmals zugespitztes Exterieur bei gleichzeitiger Aufwertung des Innenraums. Denn der ist mit dem Premiumanspruch bislang nicht ganz mitgekommen.

Die Wandlung ist geglückt, so viel lässt sich schon nach wenigen Metern sagen. Konsolen und Armaturen wirken nun aus einem Guss. Dass alle Rädchen mit Chromringen versehen sind: Fingern und Auge gefällt es. Kaum hat man sich mit dem knapp vier Meter langen Auto aus dem engen Parkplatz gewunden, verliert sich jedes Gefühl, in einem Kleinwagen zu sitzen: Raumgefühl, Anmutung, das insgesamt Freudvolle. Da war die erste Auflage nicht ganz so weit.

Wie weit mag man es treiben? Schon in der Basisvariante ist der A1 ein schönes Stück vom VW Polo entfernt, auf dem er basiert (korrekt: Diesmal ist es umgekehrt). Greift man aber noch zu einem feudalen Ausstattungspaket und feister Motorisierung, warum nicht mit Doppelkupplungsgetriebe, das es für alle Motorvarianten gibt, dann sind preislich schnell lichte Höhen erklommen. Man muss sich entweder anderweitig bescheiden oder endgültig zur Kenntnis nehmen, dass Preis und Außenlänge nicht mehr korrelieren.

Wir fuhren unter anderen den 125-PS-Benziner (ab 19.800 Euro), der vermutlich als erste Wahl im A1 zu gelten hat, laufruhig, drehfreudig und durchzugsstark, wiewohl auch der neue Dreizylinder mit 95 PS passend scheint und keinen ärmlichen Eindruck macht. Weniger überzeugte Diesel. Weil der A1 selten im Langstreckeneinsatz zu sehen sein wird, dürfte das auch für die ökonomische Bilanz gelten.

Mit Freude registrieren wir Audis neuen Willen zur Farbe, genannt sei ein recht hinreißendes (und nicht nach 1970ern aussehendes) Grün. Es gibt schließlich auch gar keinen Grund mehr, sich in einem Kleinwagen zu verstecken.

AUDI A1 UND A1 SPORTBACK

Abmessungen. Mit 3975 Millimeter ist der A1 um 19 Millimeter länger als sein Vorgängermodell. Der Radstand misst 2469 Millimeter. Breite: 1740 mm, Höhe: 1416 mm. Der fünftürige Audi A1 Sportback überragt sein dreitüriges Pendant um je sechs Millimeter in Breite und Höhe.
Motoren.
Diesel und Benziner mit drei und vier Zylindern von 95 bis 231 PS, manuelles Getriebe oder Doppelkupplung. Frontantrieb.

Preise ab 19.200 Euro (1.4 TDI ultra) bis 35.520 Euro (2.0 TFSI, 231 PS). Benziner ab 19.800 Euro (1.4 TFSI, 125 PS).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2014)

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