Die Emotionen eines Pragmatikers

Hyundai  i20
Hyundai i20(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Koreaner haben ihren kompakten i20 aufgewertet. Dafür, dass keine Kampfpreise mehr geboten werden, soll er auch Emotionen wecken – was in der Klasse aber nicht unbedingt leichtfällt.

Hyundai hat derzeit einen Lauf und schon länger das Image des Billigheimers abgelegt. Ein ix35 oder i40 verkauft sich blendend, mittlerweile ist die Marke auch von überzeugten Vertretern europäischer Marken akzeptiert.

Das ist auch nicht allzu verwunderlich, denn die für den europäischen Markt bestimmten Modelle werden auch in Europa entwickelt und gezeichnet. Dafür hält man sich ein großes Entwicklungszentrum in Rüsselsheim, in dem vorwiegend Europäer arbeiten. Mit dieser Strategie sind die Koreaner weit in den Zulassungsstatistiken vorangerückt.

Auch der neue i20 wurde hier geschaffen; bezieht man den 2002 erschienenen Getz mit ein, ist dies die dritte Generation des Autos. Optisch fallen ein neu gezeichneter Kühlergrill mit den obligaten LED-Tagfahrleuchten und eine etwas kantigere Linie ins Auge. Die erdigen Brauntöne sind nicht jedermann Sache, liegen aber offensichtlich im Trend.

Der neue i20 ist größer als der beherrschende Konkurrent Polo, sieben Zentimeter länger, und vor allem der Radstand übertrumpft den Deutschen um deren zehn. Das merkt man auch bei den Platzverhältnissen, nie kommt ein beengendes Gefühl auf, auch nicht hinten. Auch der Kofferraum ist mit immerhin 326 Litern respektabel, bei umgelegter Rückbank sind es über 1000 Liter. Die Vordersitze bieten einen guten Seitenhalt und sind angenehm straff.

Fast schon edel

Das Armaturenbrett wirkt aufgeräumt und fast schon ein wenig edel. Vor allem in den besseren Ausstattungslinien, wie etwa dem von uns getesteten Premium-Modell, kann man es zweifarbig ordern, dies ohne Aufpreis. Dazu gibt es eine aufsteckbare Halterung für ein Smartphone, sodass man es laden oder zur Navigation benutzen kann.

Auf der Motorseite stehen zwei Diesel mit 75 und 90PS zur Verfügung, Benziner gibt es drei mit 1,25 und 1,4Litern Hubraum und mit einer Leistung von 75 bis 100PS.

Wir fuhren den mittleren der drei mit 84PS. Die Leistung ist zwar nicht berauschend, aber durchaus ausreichend. Schade, dass man sich nicht durchringen konnte, dem Auto ein Sechsganggetriebe zu spendieren, es hätte wesentlich besser zur Motorcharakteristik gepasst.

Vielleicht wäre dann auch der Spritverbrauch etwas niedriger, denn die angegebenen 4,7 Liter sind nur bei extrem passiver Fahrweise zu erreichen, wenn überhaupt. Auch die Lenkung könnte etwas weniger indirekt ausgelegt sein. Dafür gibt es ein für diese Klasse sehr komfortables Fahrwerk, auch mit voller Beladung werden nahezu alle Unebenheiten problemlos geschluckt.

Preislich beginnt die Welt des i20 bei knapp 12.000 Euro, für Fahrzeuge mit Topausstattung, wie bei dem von uns getesteten Modell, geht es schon sehr schnell in Richtung zwanzig. Dafür gibt es freilich auch Goodies von Lenkrad- bis Sitzheizung, ein (aufpreispflichtiges) Panorama-Schiebedach und vieles mehr. Ob das reicht, aus dem i20 auch ein emotional ansprechendes Fahrzeug zu machen, sei dahingestellt, aber das ist in der pragmatischen Kompaktklasse an und für sich ohnehin nicht so gefragt. (ff)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)

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