Vor dem Feldweg wird gewarnt

Mercedes GLA
Mercedes GLA(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Mercedes bietet wenig überraschend die teuerste Spielart des Genres: Der GLA ist ein kompakter Cross-over, der mit Allrad und feiner Ausstattung glänzt – dies aber gern zum Tarif einer E-Klasse.

Es wurde schon die Sorge geäußert, Mercedes könnten dereinst die Buchstaben ausgehen. Das wird kaum passieren, denn Kombinationen eröffnen nahezu unendliche Varianten. Die Marktstrategen bemühen sich freilich um Ausreizung, allein mit der kompakten Plattform hält man derzeit bei fünf Baureihen: A- und B-Klasse, CLA als Limousine und Shooting Brake sowie GLA. Der stets gleiche Radstand (2699 mm) weist alle als einer Familie zugehörig aus, das G deutet ins Gelände.

Fein zugeschnitten

Ein kompaktes SUV von eher feinerem Zuschnitt muss dort nicht wirklich hin, der GLA trägt seine dezenten Off-road-Insignien (Unterschutz am Heck, robust konturierte Radhäuser) eher als Schmuck. SUV ist übrigens eine Selbstbezeichnung, wir hätten den GLA, der zwar etwas höher ist als die A-Klasse, aber flacher als die B-Klasse, als klassischen Cross-over eingestuft (was vielleicht auch nicht sehr hilfreich ist).

Worum es beim GLA jedenfalls geht: hoher Nutzwert (Platz und Variabilität) bei kompakten Abmessungen, dargeboten in Premiumausführung nach Art des Hauses. Auf die Spitze getrieben ist das beim GLA 250 4Matic, dessen Preis bei 42.640 Euro beginnt, der aber, bis alle Annehmlichkeiten und Designpakete (im konkreten Fall: AMG-Line inkl. sportlicher Tieferlegung) an Bord sind, noch ein schönes Stück höher galoppieren kann. Der Einstiegspreis in die Baureihe (GLA 180, ab 28.990 Euro) lässt sich auf der Grundlage mühelos verdoppeln, und da ist noch nicht vom crazy GLA 45 AMG mit seinen 360 PS die Rede.

Von den Tarifen her ein richtiger Mercedes also, doch was wird geboten? Zunächst ein drehmomentstarker 2,0-Liter-Turbo-Benziner mit 211 PS (Testverbrauch um die achteinhalb Liter), dem wir alleweil den Vorzug vor den etwas brummigen und ruppigen Vierzylinderdieseln geben würden.

Logischer Platz

Ein Doppelkupplungsgetriebe verwaltet sieben Gänge plus Retourgang. Mercedes-Mehrwert: Der Wahlhebel der Automatik hängt traditionell an der Lenksäule, und das ist schlicht der beste, ja logische Platz dafür, weil die Hände ohnehin schon am Lenkrad sind. Der Platz zwischen den Vordersitzen ist damit auch frei für Ablagen und das Rädchen zur Steuerung des Bordsystems. Ebenfalls von den höheren Klassen übernommen: Steigt man an der roten Ampel einmal kurz fest auf die Bremse, rollt das Auto nicht mehr selbsttätig los. Meist verstummt der Motor.

Die Plattform bedeutet grundsätzlich Frontantrieb, mit 4Matic wird die Hinterachse bei Bedarf, also Traktionsverlust, blitzartig dazugenommen. Für den Winter ist man damit hervorragend gerüstet, wer dann und wann einen Feldweg in Angriff nimmt, verkneift sich logischerweise die Tieferlegung. So richtig sportlich haben wir den GLA ohnehin nicht betrieben, er ermuntert wenig dazu, mögen die Talente auch grundsätzlich vorhanden sein.

Der Stauraum ist mit 421 Liter ordentlich, aber nicht wegweisend. Während die vielen Konkurrenten in der Klasse bei den praktischen Dingen locker mithalten, bietet der GLA vor allem die teuerste Spielart des Genres. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.