Auf Augenhöhe mit Bugatti und Ferrari, sozusagen

(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Der kesse Ford Fiesta Red Edition komprimiert motorsportliche Ambitionen auf kleinstmöglichen Raum. Sieht so der Sportwagen der verarmten Mittelklasse aus?

Aus der Menge der schnuckeligen Cityflitzer sticht der Ford Fiesta Red Edition kräftig heraus. Sehr rotes Auto, 17-Zoll-Räder ganz in Schwarz, schwarzes Dach plus Heckspoiler zeigen, wo es langgeht. Nämlich tiefer liegend als im braven Fiesta, der Kühlergrill aus Wabengitter geformt, das ist sonst der Topversion Fiesta ST vorbehalten.

Besagtes Wabenmuster findet sich auf den Sitzen wieder, die guten Seitenhalt geben und dabei auch noch hübsch sind. Auf den hinteren Plätzen sollte man jedoch keine groß geratenen Fahrgäste platzieren, hier wird es schnell eng. Der Kofferraum ist dafür angesichts der geringen Abmessungen des Fiesta durchaus brauchbar. Er fasst 295 Liter (979 bei umgelegten Rücksitzen), damit schlägt er zum Beispiel den VW Polo eindeutig.

Doch die genannten Werte und Maße sind beim Fiesta Red Edition nicht das Um und Auf. Vielmehr ist es das gewürzte Fahrerlebnis. Die Red Edition bringt es auf immerhin 140 PS – bei einem nur einen Liter großen Motor mit drei Zylindern. Beachtlich: Die Leistung pro Kubikzentimeter Hubraum ist höher als jene des Bugatti Veyron oder Ferrari 458 Speziale. Möglich macht das ein Turbo mit besonders hohem Ladedruck von 2,6 bar.

Doch wie fährt sich so ein aufgezwirbelter Bonsai-Motor? Interessant. Geschwindigkeit will der Red Edition zwar beharrlich abgerungen werden. Da passiert es öfter, dass man vor lauter Drehzahlorgerln in den roten Bereich gerät und elektronisch zur Räson gerufen wird. Der Sound, den der Motor dabei entwickelt, erinnert an eine rebellische Nähmaschine.

Nichtsdestoweniger: Es geht was weiter. Mit einer Beschleunigung von null auf 100 binnen neun Sekunden ist der Fiesta natürlich nicht der Allerschnellste, die Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h beeindruckt schon eher. Doch der Kleine ist so etwas wie ein Gesamtkunstwerk. Zusätzlich zum reschen Motorsound geben Sport-Lederlenkrad und Alupedale das Gefühl, in einem Rennwagen zu sitzen. Das Fahrwerk ist Ford-typisch knackig abgestimmt, in den Kurven gibt sich der Fiesta wendig und stabil. So wird jeder Kreisverkehr zur Sonderprüfung. Nur die fünf Gänge wehren sich manchmal, wenn man flotter schaltet.

Damit zum Pferdefuß: Trotz Downsizings ist der Fiesta Red Edition nicht gerade sparsam, wenn man flott fährt – und dafür wurde er ja gemacht. Im Test kamen wir auf 7,1 Liter/100 km. Doch viel für ein Auto, das gerade einmal 1000 kg wiegt. Preis: ab 20.700 Euro, das Testfahrzeug mit Sony-Navi samt Bordsystem Sync mit App-Link, das Sprachbefehle hervorragend versteht, kostet 23.140 Euro. (md)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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