Schnell und schön: Die Ducati als Multistradivari

(c) Bloomberg (Alessia Pierdomenico)
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Mit der Multistrada 1200 S geigt Ducati mächtig auf: Das Tourenmotorrad kann extrem sportlich gefahren werden, und speziell für Freunde der Marke ist der 160 PS starke Motor mehr Kunstwerk als bloße Maschine.

Der italienische Traditionshersteller Ducati wurde 2012 von Audi übernommen, gewissermaßen ein Herzenswunsch von Ferdinand Piëch, dem VW-Patriarchen in Ruhestand, der seinerzeit das Vorhaben eines Audi-Motorrads begraben musste, weil es einem Vorstand nicht gefiel. Was sich für Ducati-CEO Claudio Domenicali geändert habe seit der Übernahme? „Ich habe mehr Geld für die Entwicklung und einen RS6 als Dienstwagen“, ließ er wissen.

Es sind auch für die Freunde der Marke gute Nachrichten. Schließlich gilt es, Terrain zurückzuerobern, sich aus dem Nischendasein zu erheben und vor allem dem Marktführer BMW ein wenig in die Parade zu fahren. Wobei: Wenn BMW Premium ist, dann sitzt Ducati mit der neuen Multistrada 1200 noch einmal oben drauf – bei der Ausstattung, bei der Motorleistung und beim Preis.

Wie BMW mit dem Boxer hat auch Ducati eine motorische Besonderheit unter dem Sattel: traditionell mit desmodromischer Ventilsteuerung, also der zwangsweise geregelten Öffnung und eben auch Schließung der Ventile über Kipphebel statt Federn. Im neuen Testastretta-V2 (160 PS, 136 Nm) ist die Ventilsteuerung variabel. Ducati betont, dass das gefürchtete, weil komplizierte und daher teure Ventileinstellen Geschichte sei.

In der Praxis ist dies vor allem ein bärenstarker Motor, der sich äußerst entspannt und völlig ruckelfrei auch bei niedrigen Drehzahlen betreiben, gern aber auch auf 9000 Touren treiben lässt, wenn der Rossi in einem juckt.

Das lässt sich mit dem Fahrwerk bestens vereinen, die manchmal gefühlte Unruhe liegt am Aufbau mit Enduro-Ähnlichkeiten. Mit der GS von BMW mag man im Gelände aufs bessere Pferd setzen, auf guten Straßen ist der Multistrada allerdings kaum hinterherzukommen. So würden wir mit der Ducati auch nicht unbedingt nach Wladiwostok fahren wollen, aber nach Palermo, Helsinki und zur Isle of Man jederzeit. Übrigens auch gern mit hinterer Besetzung, denn der Sitzkomfort ist so gut, dass keine Beschwerden zu erwarten sind.

Zudem sieht die Multistrada so edel aus, dass man genussvoll vor dem schicken Hotel ausrollt. Der Preis von etwa 21.000 Euro passt dazu, spiegelt aber auch die reichhaltige Grundausstattung wider, von LED-Scheinwerfer über Keyless bis Fahrmodi und Traktionskontrolle, inklusive Wheelie-Assistenten für angehende Rossis. tiv

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2015)

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