Motorrad: Es wird leiser und sauberer auf zwei Rädern

Luftgekühlte Motor haben ein Ablaufdatum. Bald ein Klassiker: Yamaha XJR 1300.
Luftgekühlte Motor haben ein Ablaufdatum. Bald ein Klassiker: Yamaha XJR 1300.(c) Werk
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Die Euro4-Norm für Motorräder gilt seit heuer. Sie wird einschneidende Veränderungen auch für den heimischen Motorradmarkt bringen.

Seit Beginn des Jahres sind die strengeren Abgasgrenzwerte nach Euro4 in Kraft, zumindest für alle neu zu typisierenden Modelle. Fahrzeuge, die bereits typisiert sind, dürfen weiterhin mit Euro3-Norm verkauft werden. Ab 2017 müssen alle neu zugelassenen Motorräder Euro4 erfüllen.

Doch es geht diesmal um weit mehr als nur strengere Abgaswerte. Die neue Verordnung aus Brüssel enthält weitreichende Veränderungen, die Hersteller zu erfüllen haben. So müssen alle Motorräder mit einer automatischen Lichteinschaltung ausgerüstet sein. Weiters gilt für alle zulassungsfähigen Zwei-, Dreiräder und Quads über 125 ccm die Pflicht, über ABS zu verfügen. Unter 250 ccm Hubraum muss zumindest eine Verbundbremse installiert sein, bei der bei Betätigung einer Bremse auch die andere aktiviert wird.

Die ABS-Pflicht schien vor allem für Wettbewerbs-Enduros ein Problem, denn der Enduro-Sport schreibt einerseits eine Straßenzulassung vor, andererseits ist ein nicht abschaltbares Antiblockiersystem im Gelände nicht sinnvoll. Doch dafür wird es nun Ausnahmeregelungen geben.

Schluss mit kernig

Andere Probleme haben die Cruiser, bei denen ein kerniger Auspuffton gewünscht wird. Neue Messverfahren bei der Typisierung werden künftig die weit verbreitete Verwendung von Auspuffklappen, die nur im Messzyklus den Lärm eindämmen, verbieten beziehungsweise sinnlos machen.

Auch bei Nachrüstanlagen werden die Bestimmungen schlagend, das Entfernen von sogenannten dB-Eatern soll erschwert beziehungsweise unmöglich gemacht werden. Ein Problem ist auch die verpflichtende On-Board-Diagnose, OBD genannt. Der Bordcomputer muss permanent das Abgasmanagement überwachen und mit einem Fehlerspeicher ausgerüstet sein. Zudem muss ein Dauerhaltbarkeitsnachweis für den Katalysator erbracht werden: Motorräder haben über eine Distanz von 35.000 Kilometern die Einhaltung der Abgaswerte zu erreichen. Bei vielen Bikes ist es nicht mit einem Update getan, hier muss eine neue Hardware her. Dazu kommt die Verpflichtung einer geschlossenen Tankentlüftung mit Aktivkohlefilter. Dafür gibt es aber technische Erfahrung auf dem US-Markt.

Für Hersteller, Importeure und Handel brechen neue Zeiten an. Zum einen müssen sie erfolgreiche Modelle neu typisieren, dabei die Palette entrümpeln und so viele alte Bikes wie möglich heuer noch verkaufen. Schlechte Zeiten für Luftgekühlte: Wer sich etwa in eine Yamaha XJR 1300 verliebt hat, sollte heuer noch zuschlagen – an bestehenden Zulassungen wird ja nicht gerüttelt.

Als Nächstes sind die Mopeds an der Reihe: Ab 2018 müssen alle neu zugelassenen Modelle Euro4 entsprechen. Das könnte der Todesstoß für die Klasse sein. (ff)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2016)

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