Meisterstück: Bugatti Chiron

Den Bugatti Chiron hat eine handverlesene Elite von Ingenieuren geschaffen. Sie können fast alles – außer die große Sinnfrage beantworten. Sollen sie auch nicht.

„Das sind keine normalen Ingenieure“, spricht Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer, „die gehen durch die Hölle.“

Was meint er damit? Dass dieses Auto das Werkstück (eher: das Meisterstück) von Hochbegabten ist, von Menschen, die fachlich meilenweit über dem Durchschnitt stehen, deren „emotionale Ausschläge“ (Dürheimer) aber auch außerhalb der Norm seien. Ein solches Projekt nimmt die Leute, die daran arbeiten, zur Gänze gefangen. Da verschwimmt das Leben mit der Aufgabe, da ist aus einem Job eine Berufung geworden, mit allen Höhen und Tiefen. Ein gelöstes Problem wird zum Triumph, der Euphorie freisetzt, Rückschläge fahren tief in die Psyche. Dürheimers Rolle: Diese Leute zu pflegen und zu umsorgen, ihnen den Rücken freizuhalten.

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Was er nicht sagt, was wir uns aber denken: Das mag sein wie bei Elitesoldaten, die Außergewöhnliches leisten – und dann doch nur dem kriegerischen Zweck dienen. Wie auch bei Bugatti am Ende bloß ein Auto herauskommt. Das mögen nicht wenige armselig finden oder auch unverantwortlich. Immerhin steht hinter Bugatti der VW-Konzern, und er hat eine wirtschaftliche Bedeutung, die ihm auch eine moralische Größe abverlangt (der er nachgewiesenermaßen nicht immer gerecht wird, aber das ist eine andere Geschichte). Ist es unmoralisch, ein Auto zu bauen, das 1500 PS freisetzt, bei völliger Alltagstauglichkeit weit schneller als 400 km/h fahren und eigentlich nur abgehobenen Superreichen zur Erbauung dienen kann? Es wäre einfacher, den Bugatti Chiron als Kunstwerk zu sehen, das zufällig eben ein Auto ist. Wer etwas für Mechanik übrighat, entdeckt im Chiron so etwas wie Poesie – Poesie der Maschine. Beflügelnd. Gewaltbereit. Unübertroffen.

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Auch Kunst löst nicht die Probleme der Welt. Sie provoziert lieber. Das tut freilich auch der Chiron, indem er mit größtem Aufwand nur dazu geschaffen wurde, die Grenzen eines heutigen Automobils komplett auszureizen. Mehr geht nicht, jedenfalls derzeit nicht. Alternative Antriebe hätten nicht in das Konzept gepasst. Sie erfordern Kompromisse. Diese wollten die Ingenieure nicht liefern.

Info

Name: Bugatti Chiron
Preis: 2,4 Mio. Euro (ohne Steuern)
Motor: W16-Zylinder, Turbo, 7993 ccm
Leistung: max. 1500 PS
Drehmoment: max. 1600 Newtonmeter
Gewicht: 1990 kg
0 auf 100 km/h: ca. 2,5 Sekunden
0 auf 300 km/h: 13,6 Sekunden

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