Renaults praktisches Stück vom Glück

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Zu den neu belebten Tugenden der einst so stolzen französischen Oberklasse kommt mit dem Talisman Grandtour nun auch eine gehörige Menge Stauraum. Die Kombi-Variante ist auch mit Allradlenkung zu haben.

Renaults 2015 gestartete Modelloffensive streut auch noch ins heurige Jahr. Mit Espace, Talisman, Kadjar, Mégane und Scénic haben die Franzosen innerhalb weniger Monate einen Großteil ihrer Palette erneuert, jetzt werden die Nischen nachbesetzt. Was in diesem Fall eine sanfte Untertreibung ist: Die Erwartung für die nach Markentradition Grandtour genannte Kombiversion des Talisman liegt bei gut 60 Prozent gegenüber 40 für das klassische Stufenheck.

Eleganter Rucksack

Immerhin verschiebt sich dieses Verhältnis im Segment der oberen Mittelklasse seit einigen Jahren wieder ein wenig zugunsten der Limousine – womöglich dämmert doch die Erkenntnis, dass es auch ein Leben ohne Stauraum mit vierstelliger Literleistung gibt.

Ungeachtet dessen ist der Talisman Grandtour eine der derzeit elegantesten Arten, mit Rucksack unterwegs zu sein. Das vom Niederländer Laurens van der Acker geprägte Markendesign von Renault mit seinem selbstbewussten Auftritt und den prägnanten Flanken hat das Kombi-Update nicht zufällig recht gut aufgenommen – die Heckklappen-Version wurde von Anfang an zusammen mit der Limousine entwickelt.

Vertraute Codes

Renault setzt auf gängige und dem Markt gut vertraute Codes und Applikationen: Dachreling in matter Alu-Optik, ein die Hecklinie verlängernder Spoiler, gefällige Verteilung von Glas- und Metallflächen. Wie bei der Limousine laufen die Heckleuchten bis weit zur Mitte, die entsprechende Leuchtsignatur ist einprägsam.

Mit Sensorsteuerung zum Öffnen der Heckklappe, fast quadratischer Ladeöffnung und durchgehend etwa einem Meter Breite kommt auch die praktische Seite nicht zu kurz.

Die leicht zu handhabende Entriegelung der zu einem und zwei Dritteln geteilt umlegbaren Rücksitzbank vom Kofferraum aus und die ebene, tief liegende Ladefläche runden die komfortable Umsetzung ab. Mit 572 bis 1681 Litern Fassungsvermögen liegt der Talisman Grandtour im Segment der großen Kombis aktuell im Spitzenfeld.

Alle Räder lenken

Drinnen herrscht das von der Limousine bekannte, aufgeräumte Designerambiente, elegant und schnörkellos in Szene gesetzt, optional mit dem hochformatigen Bildschirm zur Infotainment-Steuerung.

Mit im Angebot ist auch weiterhin die Allradlenkung 4Control, die Renaults immerhin fast 4,9 Meter langes Flaggschiff bei Bedarf flink wie einen Kompakten durch die Kurven wedeln lässt und den Wendekreis spürbar verkleinert.

Maximal 160 Diesel- oder 200 Benzin-PS, allesamt aus 1,6-Liter-Aggregaten geschöpft, klingen nach ausreichend Schmalz für die meisten Lebenslagen, mit Ausnahme der einer vollen Beladung. Am Wettrüsten des deutschen Mitbewerbs, bei dem auch nur bis zu den mittleren Motorisierungen Stückzahlen gescheffelt werden, die hochgezüchteten Imageträger in der Zulassungsstatistik aber irrelevant bleiben, beteiligt sich Renault aber bewusst weiterhin nicht. Man setzt stattdessen auf die traditionellen nationalen Tugenden Komfort, Eigenständigkeit und Eleganz.

Und Preisbewusstsein: Der Talisman Grandtour 110 dCi ist ab 29.390 Euro wohlfeil, wer zur voll ausgestatteten und topmotorisierten Variante Initiale Paris samt Doppelkupplungsgetriebe greift, kommt immer noch mit verhältnismäßig günstigen 43.290 Euro davon. Dazu schaffen es alle Dieselversionen unter die CO2-Grenze für den Basis-Sachbezug für Firmenwagen von 1,5 Prozent. Einen SCR-Kat zur Reinigung der Abgase von Stickoxiden bleibt Renault beim Pkw-Programm weiterhin schuldig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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