Mit Osamu-san ist nicht zu spaßen

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Hingegen ist der neue Vitara aus dem Haus Suzuki ein äußerst umgänglicher Geselle – speziell mit spritzigem Turbobenziner und Automatik. Allrad? Ehrensache.

Suzuki gehört zu den großen Charaktermarken. wie es eigentlich nicht mehr viele gibt. Keineswegs voreilig übergibt der 86-jährige Osamu Suzuki, Patriarch der alten Schule, das Unternehmen an den ältesten Sohn. Schrittweise. Stolz und Tradition bestimmen die Haltung. Das musste auch der VW-Konzern lernen: Die hoffnungsfrohe, erst vor wenigen Jahren geschmiedete Allianz ging gleich wieder in die Brüche, als deutsche Manager der Meinung waren, in Japan gebieterisch auftreten zu können.

Groß ist man primär mit kleinen Autos. Bei Kleinwagen ist Suzuki Marktführer auf vielen asiatischen Märkten, oft im Rahmen geschickt arrangierter Joint Ventures. Der Vorstoß in eine höhere Klasse – mit dem Kizashi, siehe Randspalte – blieb dagegen erfolglos. Dafür versteht man sich umso besser auf Allradtechnik im kleinen Format.

Osamu Suzuki
Osamu SuzukiREUTERS

Samurai auf der Pirsch

Daher rührt wohl auch die gewisse Vertrautheit, die Suzukis bei uns auf dem Land und vor allem in den Bergen haben. Als die Marke 1980 in Österreich antrat, war Allradtechnik für Pkw äußerst dünn gesät. Da kam der kleine, leistbare und tapfer geländetaugliche Suzuki LJ80 gerade recht. Aus dem wurde der SJ (Samurai) und dann der Jimny, mit unverändert robuster Anhängerschaft. Der passende Witz dazu, mit Verlaub: „Was bleibt übrig, wenn ein Hochstand abbrennt? Ein Suzuki-Schlüssel.“

Der Marke haben zuletzt ein bisschen die passenden oder einfach frischen Modelle gefehlt, um in Österreich Marktanteile wie in den besten Tage erzielen zu können – zeitweise war Suzuki gar die stärkste japanische Marke im Land. Aber eine Modelloffensive ist im Gang, und der Hype um SUVs kommt zweifellos ebenfalls zupass.

Vor allem der Vitara hat in diesem Umfeld einen klingenden Namen. Vom richtigen Geländewagen, wie ihn noch der Grand Vitara darstellt, hat sich die neue Generation ein Stück weit in Richtung Straßenkomfort und unverfänglichen Cross-over entfernt.

Für Ausritte gewappnet

Und damit lässt sich allemal gut leben. Für Ausritte ins Gelände sollte man noch einigermaßen gewappnet sein, der Allgrip genannte Allradantrieb ist elektronisch nun so feinfühlig geregelt, dass man auch ohne hemdsärmeliges Untersetzungsgetriebe oder mechanische Sperren durchkommen sollte. In den meisten Fällen wird der Vitara ohnehin auf der Straße zu sehen sein, wo er ausgezeichnete Figur macht. Zumal in bestmöglicher Bestückung als S mit 1,4-Liter-Turbobenziner und Automatik.

Aus einem Haus

Motoren, Getriebe, Suzuki fertigt alles selbst. Und der Motor hat uns beeindruckt. Leise, kultiviert, mit einem munteren Ansprechen und drehmomentstarkem Antritt dort, wo man es gern hat, im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Wir schlossen die Testfahrten mit 6,5 Liter/100 km ab – ein mehr als respektables Ergebnis, das wir mit anderen Fabrikaten – genannt sei nur Kurzzeit-Allianzpartner Volkswagen – in vergleichbarer Konfiguration kaum je erzielen.

Überhaupt erfrischt der spritzige und unkomplizierte Charakter des Vitara. Man sitzt etwas höher, fährt sonst aber wie im Pkw. Dies im Normalfall mit Frontantrieb, der Allrad wird bei auftretendem Schlupf oder per Knopfdruck dazugerufen. Wie auch der Sportmodus, den wir aber kaum bemüht haben – es ging auch so flott genug voran mit dem feinen Benziner.

Man staune: Zur reichhaltigen serienmäßigen Mitgift spendiert Suzuki (mit Ausnahme des Einstiegs-Levels) sogar einen aktiven Tempomaten, der also den Abstand per Radar selbstständig regelt. Das ist immer willkommen.

In der S-Stufe ist sowieso alles an Bord, was man im Alltag noch gebrauchen kann, wie Bluetooth, Navigation, Rückfahrkamera, Sitzheizung, schlüsselloser Zugang und einiges mehr. Optisch macht der Vitara mehr her, als seine physische Ausdehnung nahelegen würde, ohne dick aufzutragen. Einer der Sympathischen, Guten, von denen es gar nicht so viele gibt.

SUZUKI VITARA ALLGRIP S AT

Maße. L/B/H: 4175/1775/1610 mm. Radstand: 2500 mm. Wendekreis: 10,0 m. Kofferraumvolumen: 375 bis max. 1120 Liter. Leergewicht: ca. 1300 kg. Anhängelast: 400/1200 kg (ungebremst/gebr.).

Motor. R4-Zylinder-Otto, Turbo, 1373 ccm. Leistung: max. 103 kW (140 PS) bei 5500/min. Drehmoment max. 220 Nm bei 1500–4000/min. 0–100 km/h in 10,2 sec. Testverbrauch: 6,5 Liter/100 km. CO2-Emission: 128 g/km laut Norm.

Allradantrieb. Sechsgangautomatik.

Preis ab 29.690 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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