Das SUV, das (auch) ein Sportwagen sein will

Sehr viel schöner kann ein SUV nicht mehr werden: Vorn dominieren der Jaguar-typische Grill und die muskulös gewölbte Motorhaube, hinten erinnert der F-Pace an den Sportwagen F-Type.
Sehr viel schöner kann ein SUV nicht mehr werden: Vorn dominieren der Jaguar-typische Grill und die muskulös gewölbte Motorhaube, hinten erinnert der F-Pace an den Sportwagen F-Type.Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Lang hat es gedauert, bis Jaguar sein SUV auf den Markt gebracht hat. Das Warten hat sich gelohnt: Der F-Pace ist nicht nur ein schönes Utility, sondern auch ein durchaus brauchbares Sports Vehicle.

Es ist so eine Sache mit SUVs: Früher, als noch niemand das Kürzel für Sports Utility Vehicle kannte, waren es Geländeautos. Ein Jeep Grand Cherokee etwa, ein Toyota Land Cruiser, ein Land Rover Defender – keiner davon, schon gar nicht die Schuhschachtel mit Rädern namens Range Rover, sah auch nur annähernd sportlich aus.

Dann begannen die Hersteller langsam, auf die Geländeuntersetzung zu verzichten, die Bodenfreiheit wurde zur Nebensache. Stattdessen wurden die Geländewagen mehr zu Pkw, beibehalten hat man nur die Form und das „höhere Sitzen“. Die Kombination kommt an: Jeder vierte in Österreich zugelassene Neuwagen ist mittlerweile ein SUV.

Wo findet man das S?

Doch auch nach den Anpassungen muss man das S in diesem Segment noch suchen. Man findet es etwa unter der Motorhaube des BMW X6M, der aber äußerlich wie Batmans Dienstwagen aussieht. Das Mercedes GLE Coupé ist schon viel hübscher anzusehen und kann auch flott sein, sportlich ist die Gesamterscheinung aber auch nicht wirklich. Ebenso wenig die des Range Rover Sport, auch wenn er in der Supercharged-Version viele Sportwagen stehen lässt.

Man musste lang auf ein Auto mit einem adäquaten S in SUV warten, das nicht nur sportlich ist, sondern auch so aussieht. Seit ein paar Wochen kann man es kaufen, exklusiv bei Jaguar-Händlern: Der neue F-Pace ist zweifellos der schönste und gelungenste Sportwagen, der jemals in ein SUV verpackt wurde.

Fangen wir bei den schönen Äußerlichkeiten an. Hier zeigt sich deutlich die junge, eigene DNA des Jaguars – vor allem die des F-Type. Das Heck erinnert stark an den bemerkenswerten Sportwagen, die Taillierung nach hinten, die schön geformten, nach vorn fließenden Rückleuchten.

Vorn bietet man einen dominanten Grill und eine muskulös gewölbte Motorhaube. Die LED-Scheinwerfer sind herausfordernd dreinblickende Schlitze, die sich an der Seite weit bis fast zu den Radkästen zurückziehen.

Innen – ein Jaguar eben mit einem reduzierten, eleganten Design. Edel verarbeitet, eine schön geschwungene Armauflage in der Tür, eine erhöhte Mittelkonsole inklusive einer raffinierten Ablage auf beiden Seiten, ein 10,2-Zoll-Touchpad mit vielen, teilweise lernbedürftigen Einstellmöglichkeiten (man kann sich über eine App beispielsweise ständig über die aktuelle Ankunftszeit eines bestimmten Fluges informieren lassen). Gewöhnungsbedürftig sind auch die Fensterheber vorn, die prominent ganz oben an der Tür angebracht sind.

Hinten ist genug Platz für drei ausgewachsene Passagiere, praktisch ist die dreigeteilte Sitzbank, deren Mittelstück umgeklappt zur idealen Durchlade für Sportutensilien, wie etwa Ski, wird. Der Kofferraum rangiert mit einem Fassungsvermögen von 650 Litern in dieser Klasse weit oben, die Öffnung ist breit, die Ladekante niedrig.

Kommen wir zu den inneren Werten des F-Pace. Hier kann man zwischen einem Wildtier und einem zahmen Hauskätzchen wählen. Das Kätzchen ist die 180-PS-Version mit einem neu entwickelten Zwei-Liter-Diesel. Es wird zweifellos die meistverkaufte Version in Österreich sein. Angeboten werden noch ein Drei-Liter-V6-Diesel mit 300 PS und zwei Benziner (340, 380 PS).

Wir konnten die beiden Dieselversionen testen. Die 180-PS-Version ist ein grundsolides, ordentliches, verbindliches SUV. Es fährt sich entspannt und anständig. Kurzgefasst: Fahren mit Hut jetzt auch bei Jaguar!

Dieser Hut fliegt einem davon, wenn man in das 300-PS-Modell mit Biturbo und einem monumentalen Drehmoment von 700 Newtonmeter einsteigt. Damit wird das Fahren zum Spaß. Der Jaguar lässt sich leichtfüßig bewegen, er stürzt sich mit Freude in die Kurven, durch den intelligenten Allradantrieb geht das gesamte Drehmoment des Motors auf die Hinterräder, womit der Heckantriebcharakter erhalten bleibt. Erst wenn es die Verhältnisse erfordern, kommt auch Kraft an die Vorderräder.

Ab 45.950 Euro

Wer nicht mit den Wippen am Lenkrad durch die Achtgangautomatik schalten will, wechselt in den durchaus brauchbaren Dynamic-Mode (es gibt noch einen Eco-Mode und einen speziell für Eis- und Schneefahrbahn).

Der 300-PS-Diesel ist nicht nur wegen der Fahrfreude zu empfehlen, sondern auch, weil er deutlich leiser und weniger angestrengt als sein kleiner Bruder arbeitet. Den etwas mehr als einen Liter, den er in unserem Test zusätzlich verbraucht hat (8,9 Liter), nehmen wir gern in Kauf.

Preislich beginnt der F-Pace bei 45.950 Euro, lustvoll ausgestattet – unter anderem mit einem Head-up-Display – muss man mit 80.000 bis 90.000 Euro rechnen.

JAGUAR F-PACE

Maße: L/B/H: 4731/1936/1652 mm. Radstand: 2874 mm. Leergewicht: 1767 kg. Kofferraumvolumen: 650 Liter.

Motor: 4-Zylinder-Otto 1999 ccm bzw. V6-Biturbo 2993ccm. Max. Leistung: 180 PS bei 4000/min bzw. 300 PS bei 4000/min. Max. Drehmoment: 430 Nm zwischen 1750 und 2500/min bzw.700 Nm bei 2000/min. Vmax: 208 km/h. 0–100 km/h in 8,7 sec. bzw. 241 km/h. 0–100 km/h in 6,2 sec. Verbrauch nach NEFZ: 5,3/ 100 km bzw. 6,0/100 km. Testverbrauch: 7,3 l/100 km (180 PS), 8,9 l/300 PS. Allradantrieb. Achtgangautomatik.

Preis: ab 45.950 Euro.

(Print-Ausgabe, 19.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.