BMW 3er Gran Turismo: Halber Kombi und fast schon ein 5er

BMW 3er Gran Turismo
BMW 3er Gran Turismo(c) Werk
  • Drucken

Dezentes Update für eine höchst kultivierte Mischkulanz aus Karosserievarianten: Der 3er GT ist als 340i ein vielseitiger, massiv motorisierter und luxuriöser Reisewagen, der einen trotz 326 PS in die fahrerische Zurückhaltung treibt.

BMW ist hochgradig flexibel in den eigenen Produktionsstraßen, vor drei Jahren fügte man der 3er-Baureihe zu Kombi, Coupé und Cabrio noch eine weitere Karosserievariante hinzu, den GT.

Der hat ein bisschen etwas von allen Varianten in sich vereint, freilich mit Ausnahme des Cabrios. Statt eines Deckels trägt er hinten eine große Klappe, die einen überraschend weitläufigen Laderaum freigibt, zur angedeutet coupéhaften Linie kommen rahmenlose Türen, bei BMW traditionell ein Markenzeichen der Coupés. Auch ein Hauch Cross-over steckt im Gran Turismo, denn die Sitzposition ist – sehr dezent – erhöht. Der GT ist 20 Zentimeter länger als der normale 3er und robbt sich damit schon an den 5er heran.

Dezent aktualisiert

An diesen Koordinaten hat sich auch nach einer kleinen Aktualisierung nichts geändert. Generell wirkt das Auto so erwachsen, abgeklärt und reif, dass man den 3er gar nicht mehr darin erkennt – zumindest nicht den 3er von früher, der nicht zuletzt in zweiter, dritter oder vierter Hand viele Menschen in der Freude am Fahren unterwiesen hat und das noch immer tut.

Ob der 3er GT einmal eine ähnliche Rolle übernehmen wird?

Der Einstiegspreis in die GT-Welt ist jedenfalls von Haus aus höher, neben den erwähnten Unterschieden kommt auch eine – sehr vorsichtig – erweiterte Grundausstattung dazu, unter anderem die elektrisch motorisierte Heckklappe. Der Stauraum darunter kann sich sehen lassen, er reicht von 520 bis 1600 Liter. Damit das nicht so abstrakt bleibt: Wir haben, bei umgelegten Rücksitzen, unser Fahrrad bequem und ohne jede Demontage ins Innere gehoben, und da hätten noch eine Menge Sackerln und Taschen Platz gefunden. Ein Kombi steckt im GT also durchaus glaubhaft drin.

Und ein Gran Turismo im Sinn eines schnelleren, auf längeren Touren ausdauernden Fahrzeugs? Wir sind mit unserem Testexemplar jedenfalls ganz oben eingestiegen, beim 340i X-Drive. Mehr geht nicht, außer natürlich, es ist vom Grundpreis (61.400 Euro) die Rede – der ist mit ein bisschen Einrichtung (ein Navi zum Beispiel hätte man vermutlich schon gern drin) flugs in die Höhe getrieben. Die Navigation mit nochmals verfeinerter Darstellung und das gesamte Bordsystem mit iDrive-Steuerung ist dafür ein Ausbund an Bedienerfreundlichkeit und Akkuratesse – warum tun sich andere in der gleichen Liga da so schwer?

Für den Feinspitz

Beim Motor handelt es sich um den (einzigen) Sechszylinder als Benziner, der bislang als 335i mit 306 PS geführt wurde. Der 3,0-Liter-Turbomotor hat nun 326 PS und heißt 340i.

Allradantrieb X-Drive ist optional, fix ist das Achtgangautomatikgetriebe, das man nur in den höchsten Tönen loben kann. Das gilt auch für den Reihensechszylinder, an dem sich naturgemäß wohl nur sehr wenige Feinspitze erfreuen werden. Das ist bedauerlich, denn Geschmeidigkeit und Drehfreude des Reihensechszylinders sind schon eine Kulturleistung.

Dem gesetzten Charakter des 3er GT geschuldet verfuhren wir als brave, ja vorbildliche Chauffeure, die in Ampelduelle und dergleichen nie eingriffen. Das belohnt einen mit unter zehn Litern im Schnitt, wirft aber auch die Frage auf, wozu es dann 326 PS bedarf. Weil man kann, wäre die Antwort. Wenn man denn könnte. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.