Fideles Erwachsenwerden im zwölften Lebensjahr

Zur Feier des Erfolgs einer Billigmarke, die den Ruch des Geringerwertigen gründlich und nachhaltig abgestreift hat: Restyling und technische Updates bei den heimischen Bestsellern Dacia Sandero und Duster.

Die Entwicklung von Dacia ist eine der Erfolgsstorys der jüngeren Automobilgeschichte. Der Entschluss, die rumänische Marke vollständig zu übernehmen, war einer der sonnigsten Momente von Renault. Statt der Lizenzfertigung schon leicht angegrauter Modelle der Franzosen kam damit bald die Umstellung auf eine eigenständige Modellpalette samt internationalem Vertrieb. Das ist gerade einmal zwölf Jahre her, heuer wird Dacia mehr als ein Drittel der Pkw-Produktion in der Renault-Gruppe beisteuern. Die Marke wird in 44 Ländern verkauft, produziert in drei Staaten und hat zweistellige Jahreszuwächse scheinbar abonniert. In Österreich ist sie bei den Privatkunden unter den Top fünf, noch vor Mutter Renault. Überhaupt ist der Dacia-Erwerb hierzulande vorwiegend Privatsache: Fast 80 Prozent der Kunden sind nicht kommerzielle Käufer.

Das beliebteste Modell in Österreich ist der Sandero. Mit serienmäßigem LED-Tagfahrlicht und Heckleuchten mit einprägsamer, quadratischer Grafik geht er jetzt aufgefrischt ins vierte Modelljahr.

Kleine Revolution

Ein an die Rautenoptik des Duster angelehnter Kühlergrill und neue Stoßfänger vorn und hinten runden das Update äußerlich ab. Drinnen wurde die Materialqualität insgesamt aufgebessert, eine kleine interne Revolution bringt das neue Vierspeichenlenkrad: Die ewig an die französische Genealogie erinnernde Hupe am Blinkerhebel ist Geschichte, ab jetzt wird am Pralltopf des Volants gehupt. Für feinmotorisch weniger beglückte Menschen ein Segen, beim Draufhauen auf die Lenkradmitte entlädt sich auch schon ein guter Teil der negativen Energie, die sonst womöglich zu Diskussionen mit anderen Verkehrsteilnehmern führt. Neu unter der Haube ist der Dreizylinder-Benziner mit 75 PS aus einem Liter Hubraum, der den gleich starken Vierzylinder ersetzt. Ein fideler Motor, der gut zum handlichen Sandero passt und mit Drehwilligkeit wettmacht, was ihm an Hubraum fehlt. Unverändert im Programm bleiben der stärkere Benziner mit 90 PS und die beiden Diesel mit 75 und 90 PS. Als Premiere bietet Dacia für die stärkeren Aggregate erstmals eine Automatik.

Das robotisierte Schaltgetriebe Easy-R ist eine kostengünstige Alternative zu Wandler- oder Doppelkupplungslösungen und lässt sich mit nur 500 Euro Aufpreis gegenüber dem Handschalter im sozialverträglichen Tarifschema der Marke gut unterbringen. In der Praxis passieren die Gangwechsel etwas bewusster als bei den aufwendigeren Systemen des Mitbewerbs – es bleibt aber eine komfortable Variante, die sogar die Option bietet, den Sandero am Ganghebel handgerührt zu bewegen. Die Sandero-Preise beginnen bei 7590 Euro für den 75-PS-Benziner und endet bei 14.140 Euro für die gut ausgestattete Version Stepway mit 90 Diesel-PS und Automatik.

Der Duster fährt auf Wunsch ebenfalls mit Automatik ins neue Modelljahr, allerdings ausschließlich im vorderradgetriebenen 110-PS-Turbo-Diesel, hier aus Kompatibilitätsgründen mit Doppelkupplungsgetriebe aus dem Renault-Regal anstelle der simpleren Sandero-Variante. Das verursacht nicht allzu beängstigende 1500 Euro Aufpreis gegenüber dem gleich starken Handschalter – allerdings ist die Bestellung an die Topaustattung gebunden und verlangt insgesamt nach mindestens 18.390 Euro.

Der aufgewertete Sandero ist ab Jänner 2017 verfügbar, für den Automatik-Duster ist noch Geduld bis zum Frühjahr angesagt. (pab)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2016)

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