Das deutsche Bundesland Baden-Württemberg greift ab 2018 zu einer drastischen Maßnahme, um die Luftqualität in Stuttgart zu verbessern: ein Fahrverbot für viele Diesel-Fahrzeuge.
Bei Feinstaubalarm werden ab dem kommenden Jahr besonders belastete Straßen in Stuttgart für viele Diesel gesperrt, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Dies hat am Dienstag die grün-schwarze Landesregierung beschlossen.
Keine bundesweite Lösung
Sie dürfen dann nicht im Stuttgarter Talkessel, im Stadtteil Feuerbach und in Teilen von Zuffenhausen fahren. Dies sei "das wirksamste Instrument der Luftreinhaltung", wie ein Gutachten, welches im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität untersucht hat, bestätigt. Auf Bundesebene gibt es für die blaue Plakette allerdings bislang keine Mehrheit. Verkehrsminister Alexander Dobrindt lehnt sie ab.
Blick in die Vergangenheit
Solch drastische Maßnahmen sind nicht neu – wenn auch ungewöhnlich gerade für eine Auto-Hochburg wie Stuttgart. Schon in den Siebzigerjahren gab es Einschränkungen für Autofahrer. Schuld daran war damals nicht die Luftverschmutzung, sondern die Ölkrise. Die einzige kurzfristig denkbare Lösung der Politik war zu diesem Zeitpunkt: Treibstoff sparen. So wurden allgemeine Tempolimits und im Jänner 1974 in Österreich der autofreie Tag eingeführt.
An einem Wochentag freier Wahl wurde jeder Autofahrer verpflichtet, auf sein Fahrzeug zu verzichten. Mit einem Aufkleber musste der gewählte Tag an der Windschutzscheibe angezeigt und zusätzlich im Zulassungsschein eingetragen werden. Wer am autolosen Tag sein Fahrzeug benutzte, dem drohten schwere Strafen von bis zu 2.160 Euro.
Paris und Oslo als Vorreiter
Aber zurück zur Gegenwart: Stuttgart ist die erste Stadt in Deutschland, in der Fahrverbote für ältere Dieselautos verhängt werden. In anderen europäischen Städten wie Paris und Oslo müssen Fahrzeuge mit Selbstzünder dagegen schon länger draußen bleiben.