Trotzdem ein waschechter Porsche

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Dass der Basis-Macan nur 252 PS hat, muss man sportlich sehen.

Was haben Audi S3, Golf GTI, Skoda Octavia RS und Porsche Macan gemeinsam? Den Motor, unter anderem. Ein im VW-Konzern bewährtes Benzineraggregat: zwei Liter Hubraum, Direkteinspritzung, Turbo, in Leistungsstufen von aktuell 230 bis 310 PS (versuchsweise auch schon 400 PS).

Wer nach aktuellem Stand das meiste aus den 1984 cm3 Hubraum kitzeln will, greift zum Audi oder VW, jeweils 310 PS. Porsche lässt es im Macan bei 252 PS bewenden. Sind da nicht die Hierarchien durcheinandergeraten?

Man kann es so sehen. Allerdings muss die Zahl der Pferdestärken auch im Porsche-Universum nicht das einzige Kriterium sein. Denn der Motor macht erstaunlich gute Figur im Macan, und er erlaubt mit 65.442 Euro Listenpreis einen frühen Einstieg in die Marke – der Macan ist das zweitgünstigste Modell im Sortiment (nach dem 718 Cayman).

Vor allem ist die Sache sportlich zu sehen: Mit Vierzylinder ist das knapp 4,7 Meter lange Allrad-SUV fast 100 Kilogramm leichter als mit V6-Benziner und 110 kg leichter als mit Diesel. Das ist empfindliches Gewicht, das auf der Vorderachse lastet – oder eben nicht. Es ist auch die flotte Kurvenfahrt, bei der der Porsche seine Fähigkeiten unter Beweis stellt. Spätes Bremsen bis tief in die Kehre, hernach frühes Beschleunigen, bei dem der Motor nach Kräften gemolken wird. Wie das klingt? Schön kernig, es weisen am Heck ja auch vier dicke Rohre ins Freie.

Hohe Kurvengeschwindigkeiten und kaum erschöpfliche Traktionsreserven bedeuten, dass die Nennleistung ohne Abstriche auf die Straße findet. Im Winkelwerk, das ja das eigentliche Porsche-Territorium ist, lässt sich der Macan nur schwer biegen – erst recht ein SUV, das da mithalten könnte, fällt uns eigentlich nicht ein.

Im Alltag ist man mit dem braven Motor ohnehin bestens bedient – er ist leise, läuft kultiviert und zeigt hohe Elastizität bei einem Verbrauch von um die zehn Liter. Nein, dieser Motor ist beileibe nicht unpassend im Macan – im Gegensatz zum Diesel.

Schattenseite: die Preisgestaltung. Mit allen Schikanen ausgestattet – von fahrdynamischer Bedeutung wäre etwa das adaptive Fahrwerk mit Luftfederung – kann man bis zu 50 Prozent dazurechnen. Auch so gesehen: ein waschechter Porsche. (tiv)

Compliance-Hinweis:

Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2017)

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