Lexus CT200h: Die zwei Gesichter des Hybriden

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Lexus CT200h weckt den sportlichen Ehrgeiz - aber weniger, schnell zu fahren, als eher möglichst viel dem rein elektrischen Antrieb zu frönen.

Wer über Hybridautos spricht, erzählt zumeist vom Spargedanken. Der Verbrauch sei geringer, außerdem helfe man der Umwelt, immerhin würden ja weniger Abgase in die Luft gepumpt, wenn der Bolide mit E-Motor durch die Gassen rollt. Dass Hybridfahren aber tatsächlich auch Spaß machen kann, hört man selten. Wer Pferdestärken wirklich liebt und Newtonmetern hörig ist, ist allerdings auch am Steuer des Lexus CT200h fehl am Platz.

Die Japaner haben sich aber etwas einfallen lassen und ihrem Hybrid einen sportlichen Charakter verliehen. In Kombination mit dem für die Marke bekannten Ausstattungsfestival offenbaren sich nun zwei Gesichter: Ein Eco-Drive, der dank des stufenlosen Automatikgetriebes und der Start-Stopp-Automatik das durch die Stadt Rollen ermöglicht. Ohne Muckser rollt der CT200 an, und wer das nötige Gefühl für das Gaspedal einmal gefunden hat, entdeckt schnell den Fun, den ein Hybridauto bieten kann. Der Fahrer fühlt sich wie ein Kind, es ist wie in einem Computerspiel.

Es geht aber nicht darum, schnell zu fahren, da vermitteln Frontspoiler und 17-Zoll-Felgen den falschen Eindruck. Auch geht der Tritt aufs Gaspedal viel tiefer als man glauben mag, ehe sich die Beschleunigung bemerkbar macht. Es geht darum, tunlichst so schnell zu fahren, dass das Display als Antrieb einzig den 60 kW starken E-Motor und die Batterie ausweist. Es kann süchtig machen, verleitet aber auch dazu, den Verkehr außer Acht zu lassen.

Das andere, wahre Gesicht des sportlichen Hybrids entdeckt, wer den runden Schaltknopf an der Mittelkonsole dreht. Das blaue Display ist plötzlich teuflisch rot. Allein das verheißt schon mehr Power. Da gelingt es schon schwerer, nur mit E-Motor zu fahren. Denn nun greift das Gaspedal, das sich im Ecomodus unwillig dem Fahrer entgegenstemmte, sofort. Der 136 PS starke Vierzylindermotor schaltet sich hinzu, sobald die Nadel über die 50-km/h-Marke wandert. 100 km/h sind auch, wie versprochen, in knapp zehn Sekunden erreicht. Auch auf der Autobahn verliert der Wagen nie seine Spur, er fährt sich wirklich ruhig – aber sein Motor heult dafür extrem laut auf.

Ob dieser unerwarteten Geräuschkulisse ist trotzdem keine Panik angebracht. Im Stadtverkehr wurden 6,4 Liter auf 100 Kilometer vom Computer ausgewiesen, auf der Landstraße 5,6 Liter. Laut Werk sind noch viel niedrigere Verbrauchszahlen möglich, das obliegt aber dem Fahrer und seinem Geschick mit dem Gaspedal.

Sparsamkeit auf diesem Niveau hat aber auch ihren Preis. Der CT200h, der mit Design, Xenon-Scheinwerfern, Klimaautomatik und einer extrem einparkfreundlichen Rückfahrkamera besticht, kostet 33.916,80 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2012)

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