Das 150-Seelen-Dorf Óbánya/Altglashütte liegt im Süden Ungarns, rund 180 Kilometer südlich von Budapest, mitten in der „Schwäbischen Türkei“. In dieser Region haben lange Zeit die Osmanen geherrscht, nach den Türkenkriegen ließen hier ab 1712 die habsburgischen Kaiser und private Grundherren Kolonisten aus dem Heiligen Römischen Reich ansiedeln, um die Gegend (land-)wirtschaftlich wieder zu beleben. Die Aussiedler wurden später „Donauschwaben“ genannt. In Wahrheit kamen sie jedoch auch aus anderen Gegenden Süddeutschlands – Franken, Bayern, usw.
(c) Die Presse (Katharina Roßboth)
Die meisten „Donauschwaben“ reisten mit Schiffen, den so genannten „Ulmer Schachteln“, donauabwärts. In Óbánya dürften die deutschen Kolonisten im Glasgewerbe tätig gewesen sein – und in der Landwirtschaft. In der Schwäbischen Türkei lebten ab dem 19. Jahrhundert die meisten deutschsprachigen Familien in Ungarn – auch Óbánya war größtenteils ein deutschsprachiges Dorf. Im Bild (links): Das Bürgermeisteramt Óbányas.
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Maria Heims Vorfahren sind Mitte des 18. Jahrhunderts nach Óbánya gekommen. Die Pensionistin leitet einen Lesezirkel, der in den 1920er Jahren gegründet wurde. Die Mitglieder lesen deutsche Märchen, stricken und nähen gemeinsam – und pflegen partnerschaftliche Beziehungen zu Städten in Deutschland und Österreich. Im Bild: Maria Heim vor dem neu renovierten Haus des Lesezirkels.
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Auch ein Heimatmuseum gibt es in Óbánya, das Maria Heim detailverliebt eingerichtet hat. Zu sehen sind unter anderem die Trachten der Ungarndeutschen in dieser Gegend, aber auch viele Gegenstände aus Glas. Der deutsche Name des Dorfes, Altglashütte, dürfte auf dieses Gewerbe zurückzuführen sein.
(Katharina Roßboth)
Dieses Regal aus ihrem Elternhaus hat Maria Heim ebenfalls ins Museum gestellt. Die Spitze haben Heims Vorfahren mit folgendem Spruch bestickt: Vass einmahl fon meine Mútter bekámm Hier halt Ich in diese Kasten Schön rein únd ordnung Wie zúhaúse hab Ich gelehrnt
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Maria Heim wird oft von ihrer Nachbarin Erzsébet (im Bild rechts) zum Abendessen eingeladen. Auch sie hat deutsche Vorfahren, wobei sie, im Gegensatz zu Heim, kaum Deutsch spricht. Überhaupt lasse das Interesse an der Herkunft der Vorfahren nach, heißt es heute in der ungarndeutschen Community.
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Die Stadt Pécs/Fünfkirchen ist rund 30 Kilometer von Óbánya entfernt. Pécs war die „Hauptstadt“ und kulturelles Zentrum der Schwäbischen Türkei. Neben den Ungarndeutschen lebten – und leben – hier viele andere Minderheiten. 2010 war Pécs Kulturhauptstadt Europas.
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Ein Besuch in der ''Schwäbischen Türkei''
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