Kriminalität: "Jugendliche sind nicht das Problem"

Symbolbild Jugend
Symbolbild Jugend(c) Clemens Fabry
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Vandalismus, Einbruchs- und Handydiebstahl: Diese Delikte gehen häufig auf das Konto von Jugendlichen. Laut KfV ist deren Straffälligkeit aber auf den Prozess des Erwachsenwerdens beschränkt.

Im Vorjahr wurden laut Kriminalstatistik 240.554 Personen aufgrund gerichtlich strafbarer Handlungen angezeigt. Mehr als ein Viertel der Tatverdächtigen waren Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren. Wenn man diese Zahlen auf die Bevölkerungszahl umlegt, wurde jeder zehnte Jugendliche mindestens einmal angezeigt. "Jugendkriminalität ist kein Problem einzelner, auffälliger Jugendlicher. Vielmehr kann man von einem weitverbreiteten entwicklungsbedingten Phänomen sprechen“, sagte Birgit Zetinigg, Kriminalitätsexpertin im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Häufige Delikte der Jugendlichen sind Sachbeschädigungen, Einbruchsdiebstähle und Handy-Diebstähle. Bei Sachbeschädigungen durch Vandalismus waren im Jahr 2008 61 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen im Alter von 14 bis 20 Jahren. Bei Einbruchsdiebstahl sowie Handy-Diebstahl betrifft etwa die Hälfte der Anzeigen diese Altersgruppe.

Straffälligkeit entwicklungsbedingt

"Bei den meisten Jugendlichen, die kriminelle Handlungen begehen, ist die Straffälligkeit entwicklungsbedingt und daher auf den Prozess des Erwachsenwerdens beschränkt. Nur selten folgen auf Straftaten im Jugendalter langfristige kriminelle Karrieren", so Zetinigg.

Das soziale Netz, ein Arbeitsplatz oder eine Partnerschaft können das Ende für kriminelles Verhalten herbeiführen. "Jugendliche brauchen andere Angebote als kriminelles Handeln, um Grenzerfahrungen machen zu können. Nicht immer können Familie, Arbeitsmarkt oder die Wohnumgebung das bieten. Nicht Jugendliche sind das Problem, sondern ein Mangel an Perspektiven und Orientierungsmöglichkeiten", betonte Zetinigg.

Die Expertin führt den Anstieg bei den Anzeigen auf zwei Faktoren zurück: Einerseits auf die gestiegene Anzeigebereitschaft der Erwachsenen, andererseits auch auf Erfolgsdruck und Konsumzwang, dem sich Jugendliche ausgesetzt sehen, so Zetinigg im ORF-Radio Ö1. So seien unfinanzierbare Bestellungen im Internet oft der erste Schritt in die Kriminalität.

(Red.)

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