Teenager als Süchtige: Streit um Spielautomaten

Symbolbild: Spielautomat
Symbolbild: Spielautomat(c) AP (Jens Meyer)
  • Drucken

Ein 12-Jähriger raubt Gleichaltrige aus, um Geld für seine Spielsucht zu bekommen - kein Einzelfall, warnen Suchtexperten. Die Polizei beobachtet einen Anstieg der "Beschaffungs-Kriminalität" durch Spielsüchtige.

Der Fall eines 12-jährigen Wieners, der Gleichaltrige beraubt hat, um seine Spielsucht zu finanzieren, sorgt für eine heftige Diskussion über das "kleine Glücksspiel". Offiziell dürfen Unter-18-Jährige die Spielhallen nicht betreten, die Kontrolle beschränkt sich aber in vielen Fällen auf eine Überwachungskamera. Dabei werden gerade Teenager schneller von Spielen abhängig, warnen Suchtexperten. Außerdem beobachtet die Polizei einen Anstieg von Eigentumsdelikten durch Glücksspielsüchtige - nicht nur durch jugendliche.

Festgeschrieben ist das Betretungs- und Benutzungsverbot im Wiener Jugendschutzgesetz. Für die Kontrolle der Automaten ist der Besitzer zuständig. Kritik an der mangelnden Kontrolle gibt es aber schon länger: Oft befinden sich die Spielautomaten in abgetrennten Zimmern, die rund um die Uhr frei zugänglich sind.

Glücksspiel "wie Kokain"

Dies können vor allem Jugendliche nutzen - und tun dies auch, wie die Psychologin Izabela Horodecki meint. "Leider sind die Kontrollmöglichkeiten nicht so, wie man sich das wünschen würde."

In Wien dürften laut internationalen Schätzungen etwa 1,5 Prozent der über 15-Jährigen pathologische Spieler sein, so die Psychologin. "Mehr als 40 Prozent unserer Patienten haben bereits als Jugendliche zu spielen begonnen." Ihnen falle das Aufhören besonders schwer. Bei einer persönlich krisenhafte Ausgangslage seien Teenager aufgrund der euphorisierenden Wirkung des Spiels noch anfälliger: "Die Stimmung wird positiv", erklärte Horodecki. "Es ist eine ähnliche Wirkung wie bei Kokain."

Spielsucht für Polizei "ein großes Thema"

Seit mehr als einem Jahr beobachtet die Polizei verstärkt Überfälle, die aus Spielsucht verübt wurden. Bereits 2008 zog sich die Beschaffung von Glücksspielkapital wie ein roter Faden durch Serien-Raubdelikte. An dieser Situation habe sich nichts geändert oder verbessert, erklärte Christof Hetzmannseder, Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung in Wien. "Spielsucht- und Suchtmittel-Begleitkriminaliät sind nach wie vor ein großes Thema bei unserer Motivsuche."

"Die Täter häufen Schulden an. Um wieder Spielen zu können, werden sie kriminell", so Hetzmannseder. "Der Raub ist sicher ein wichtiges Delikt bei den Betroffenen." Klassisch seien Serienüberfälle, zum Beispiel in Trafiken. Auch durch Einbrüche in kleine Geschäfte oder durch das Aufbrechen von Kassen und Automaten würden Spielsüchtige versuchen an Kapital zu gelangen.

Die Verdächtigen stammen laut Polizei aus verschiedenen sozialen Bereichen und Altersklassen. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", so Hetzmannseder über die Schwierigkeit der Bekämpfung der Spielsucht-bedingten Kriminalität.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.