Klima: Westwind vertreibt den Feinstaub

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Die Feinstaubbelastung ist 2013 ein wenig zurückgegangen. Allerdings: Der erlaubte Jahresgrenzwert wurde dennoch an jeder siebenten Station überschritten.

Wien. Das Jahr ist noch jung, der Jahresrekord dürfte aber an einigen Stationen schon aufgestellt sein: Ist die Luft doch am Neujahrstag voll Feinstaub wie kaum an einem anderen Tag. Feuerwerke, Böller, Hausbrand – die Mehrheit der Österreicher bleibt lange auf und lässt die Heizungen auf Hochtouren laufen – und der Verkehr verwandelt die Luft in den Stunden des jungen Jahres in gesundheitsschädlichen Smog. Vor allem in den Städten ist das so. Auf dem Rudolfsplatz in Salzburg wurde der Grenzwert heuer deutlich überschritten. An der Messstation Schafbergbad in Wien wurde seit 2010 dreimal in der Silvesternacht der Österreich-Rekord aufgestellt – und der Grenzwert um das 25-Fache überschritten.

An diese Rekorde kommen die gewöhnlich gemessenen Werte glücklicherweise nicht heran. Aber: Die Grenzwerte werden regelmäßig überschritten. Generell ist die Belastung in Österreich 2013 aber leicht zurückgegangen, wie aus den Daten des Umweltbundesamts hervorgeht. Das liegt nicht an Umweltschutzmaßnahmen, sondern am Wetter: Besonders gegen Ende des alten Jahres war die Belastung eher gering, dafür hat das milde Wetter gesorgt. Oder, umgekehrt erklärt: Sei es kalt, steige die Feinstaubbelastung. Heizungen laufen im Vollbetrieb, dazu kommen die Emissionen des Winterdienstes und der Kraftwerke, sagt Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt. Westwetterlagen, wie sie 2013 häufig waren, wirken hingegen günstig, der Westwind verbläst die Partikel, die Konzentration sinkt.

„Etwas besser“, bilanziert der Verkehrsclub Österreich (VCÖ), aber „bei Weitem“ nicht gut genug, und so fordert der VCÖ, einer der Interessenvertreter für grüne Mobilität, weitere Maßnahmen, um die Luftqualität zu verbessern: einen Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes im Umland der Städte zum Beispiel.

Erhöhte Mortalität bei erlaubten Werten

Schließlich wurden die Jahresgrenzwerte an 19 von 127 Messstellen überschritten. Aber Feinstaub dürfte bereits in Mengen, die innerhalb der erlaubten Werte liegen, schädlich sein. Das geht aus dem jüngst veröffentlichten EU-Forschungsprojekt Escape, einer Zusammenschau 22 einzelner Studien, hervor. Demnach ist Feinstaub umso gefährlicher, je kleiner die Partikel sind. Besonders Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser dringen tief in die Lunge ein, können ins Blut übertreten und zu Krebs-, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Diese kleinsten Partikel erhöhen die Sterblichkeit schon deutlich, selbst wenn Grenzwerte weit unterschritten werden.

Der höchsten Feinstaubbelastung waren heuer die Grazer ausgesetzt. An der Messstelle Don Bosco wurde der erlaubte Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an 48 Tagen überschritten. In Graz, einer traditionellen Feinstaubhochburg, liegen die hohen Werte an der Beckenlage, erklärt Schneider. Durch den geringen Wind werden die Partikel nicht verteilt, die Konzentration bleibt hoch.

Auch in Leibnitz, Linz, Wien, Klosterneuburg, Wolfsberg, St. Pölten oder Stockerau mussten die Bewohner im vergangenen Jahr besonders viele Partikel inhalieren. An diesen Orten sind ebenfalls entweder Becken- oder Tallagen für die hohe Belastung verantwortlich – oder besonders viel Verkehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

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