Der Klimagipfel in Kopenhagen scheiterte nicht nur an inhaltlichen Kontroversen, sondern auch am Unvermögen, konstruktive Debatten zu führen.
Nach dem schwachen Ergebnis des Klimagipfels wurden viele Schuldige genannt. Manche, wie China oder die USA, sind nicht zu Unrecht der Halbherzigkeit geziehen worden. Aber die wahre Schuld liegt viel näher: Sie liegt auch im Unvermögen der europäischen Vertreter, einen gut strukturierten internationalen Diskurs zu führen.
Ein so großer Gipfel wie jener in Kopenhagen mit 192 Regierungen benötigt eine gut vorbereitete Vorsitzführung und vor allem wenige kontroverse Diskussionspunkte. Aber diesmal war es völlig konträr: Die dänische Vorsitzführung war schlicht unfähig, und die Themen des Gipfels uferten aus. Da wurde versucht, alte ideologische Rechnungen zu begleichen. Da wurde die Handels- und Entwicklungspolitik in einen Verhandlungstopf mit dem Klimaschutz geworfen. Und da überhöhten einige wenige aus purer Arroganz ihre eigene Bedeutung. Das musste scheitern.
In Kopenhagen gab es in Wahrheit nie die Chance auf ein befriedigendes Ergebnis. Diese Konferenz schadet nicht allein dem Klimaschutz, sondern viel mehr dem Vertrauen in internationale Problemlösungen. Die Hauptakteure brachten weder den notwendigen Respekt vor Entwicklungsländern noch vor den wahren Problemen der Umwelt auf. Statt zur Demonstration internationaler Großzügigkeit wurde der Gipfel zum Signal nationaler Kleinkariertheit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2009)