D: Risikostudie über AKW unter Verschluss gehalten

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Eine Studie über das Risiko des bayerischen Atomkraftwerk Isar1 darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Das Umweltministerium in Wien versprach Vertraulichkeit. Die Grünen finden das nun höchst verdächtig.

Wien/Gau. Ein altes bayerisches Atomkraftwerk sorgt in Österreich für Aufregung. Eigentlich hätte Isar1 heuer stillgelegt werden sollen. Aber nachdem Deutschland die AKW-Laufzeiten verlängert hat, wird dort noch mindestens acht Jahre lang Strom produziert. Der Reaktor gilt als veraltet. Schon vor Jahren hatte die österreichische Bundesregierung eine Studie über sein Risiko in Auftrag gegeben. Seit Juni 2010 ist sie fertig.

Was drinnen steht, darf die Öffentlichkeit aber nicht erfahren. Denn die Autoren hatten bei ihrer Recherche „Betriebsgeheimnisse“ des Betreibers E.ON erfahren. Deutsche Behörden stimmten deshalb einer Veröffentlichung nicht zu, das Umweltministerium in Wien versprach Vertraulichkeit.

Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne), der die Studie angeregt hatte, schlug deshalb vor, eine Kurzfassung zu erstellen, die frei von Betriebsgeheimnissen ist. Seltsamerweise ruht nun aber auch sie in einer Schublade des Ministeriums. Die deutschen Behörde hätten wieder „entschieden, die Freigabe zur Veröffentlichung nicht zu erteilen“, wie Anschober aus einem Brief von Umweltminister Berlakovich erfahren hat.

Ruppige Worte aus München

Nun ist Anschober sauer: „Das ist skandalös, die Sache gehört auf den Tisch.“ Nach seinen Informationen habe das Außenministerium auf deutschen Druck hin bei Berlakovich interveniert. Der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) wischte die Bedenken der Nachbarn mit ruppigen Worten beiseite. „Die Österreicher haben keine Ahnung, was in deutschen Kernkraftwerken stattfindet“, polterte er im Bayerischen Rundfunk, „sie sollen sich um ihre eigenen Dinge kümmern.“

Immerhin: Der Inhalt eines anderen Gutachtens zu Isar 1 ist bekannt. Drei österreichische Länder hatten es in Auftrag gegeben, im Herbst zitierte „Profil“ daraus. „Die schwerwiegenden Konstruktionsmängel können durch keinerlei Nachrüstmaßnahmen ausgeglichen werden“, heißt es da.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2011)

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