Italien hält an Rückkehr zur Atomenergie fest

File photo of Italian Environment Minister Stefania Prestigiacomo in Rome
File photo of Italian Environment Minister Stefania Prestigiacomo in Rome(c) REUTERS (Stringer/italy)
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Trotz des AKW-Unglücks in Japan wird Italien vier AKWs errichten. "Die Erdbebengefahr ist nicht vergleichbar", sagt Umweltministerin Prestigiacomo. Die Opposition ist empört.

Trotz den Atomunfälle in Japan nach dem schweren Erdbeben hält die italienische Regierung an ihrer geplante Rückkehr zur Atomenergie fest. „Wir haben bewusst diesen Entschluss gefasst", erklärte Umweltministerin Stefania Prestigiacomo am Dienstag gegenüber dem italienischen Sender „Radio RAI". Italien habe strenge Kriterien für die Standort-Wahl der geplanten Atomkraftwerke festgelegt. "Wir werden die Erdbebengefahr berücksichtigen, die in Italien jedoch nicht mit jener in Japan vergleichbar ist", so Prestigiacomo.

"Nach dem Atomunfall in Tschernobyl im Jahr 1986 verzichtete Italien auf Kernkraftenergie und das hat uns in all diesen Jahren stark benachteiligt. Italien zahlt einen hohen Preis für Stromimporte. Sollte sich außerdem ein Atomunfall in einem zu Italien grenzenden Land ereignen, hätten wir ohnehin Schäden", sagte Prestigiacomo. Deutschland habe sich zur Ausschaltung einiger Atomkraftwerke entschlossen, weil sie alt seien. "Italien wird Atomkraftwerke der letzten Generation bauen", so die Ministerin.

Francesco Casoli, Senator der Regierungskoalition um Premier Silvio Berlusconi legt nach: "Man kann auch nicht alle Wasserkraftwerke ausschalten, weil in Fukushima wegen des Tsunami nach dem Erdbeben die Flutwelle einen Damm durchbrochen hat."

Die Regierung von Premier Silvio Berlusconi hatte 2009 ein Gesetz verabschiedet, das nach 23 Jahren Auszeit Italiens Rückkehr zur Atomenergie besiegelte. Für die nächsten neun Jahre ist der Bau von vier Atomkraftwerken geplant.

Anti-Nuklear-Front wächst

In Italien wächst aber die Anti-Nuklear-Front. Oppositionsparteien und Umweltbewegungen appellieren an das Mitte-rechts-Kabinett, seine AKW-Pläne fallen zu lassen. Gegen das Gesetz für die Rückkehr zur Atomenergie hat die Opposition in den vergangenen Monaten über eine halbe Million Unterschriften für ein Referendum gesammelt, das voraussichtlich im Juni stattfinden wird.

"Mit der Atomkatastrophe in Japan ist die Geschichte der sicheren Atomenergie für niemand mehr glaubwürdig", erklärte der Vorsitzende der Linkspartei SEL, Niki Vendola. Ähnliche Position vertritt die Oppositionspartei "Italien der Werte" (IDV). "Die Atomenergie ist veraltert und gefährlich für die Umwelt und die Gesundheit der Bürger, wie die Katastrophe in Japan bezeugt. Um Geld mit der Atomlobby zu machen, will die Regierung Berlusconi neue Atomkraftwerke in Italien bauen und somit öffentliche Ressourcen verschwenden, die in umweltfreundliche Energiequellen investiert werden könnten. Italien kann kein Risiko mit Atomenergie eingehen", meinte IDV-Sprecher Leoluca Orlando.

Die Italiener hatten sich bereits 1987 - ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte sich jedoch lange für eine Aufhebung dieser Entscheidung stark gemacht und dabei vor allem auf die extrem hohen Strompreise in Italien verwiesen.

Italiens AKW-Pläne

Die Regierung Berlusconi will bis 2030 insgesamt 13 Atomkraftwerke errichten, die 25 Prozent des italienischen Strombedarfs decken sollen. Die französische Energiegesellschaft EdF und der italienische Partner Eni haben ein Abkommen für den Bau von vier Atomkraftwerken unterzeichnet. Eni will nach Angaben vom Dienstag trotz der Katastrophe in Japan alleine in den nächsten fünf Jahren 31 Milliarden Euro in einen Energie-Mix investieren, zu dem maßgeblich auch die Atomkraft zählt.

(APA)

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