Klimagipfel: Deutschland zweifelt an Chinas Kompromiss

UNO-Generalsekretar Ban Ki Moon Durban
UNO-Generalsekretar Ban Ki Moon Durban(c) AP (Schalk Van Zuydam)
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Ein internationales Abkommen liege derzeit "wohl außerhalb der Möglichkeiten", sagt UN-General Ban Ki Moon. Der deutsche Umweltminister zweifelt an Zusagen aus Peking.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat beim Klimagipfel in Durban vor unrealistischen Erwartungen gewarnt. Obwohl die Welt angesichts des bedrohlichen Klimawandels keineswegs Zeit habe, "liegt ein international verbindliches Abkommen wohl derzeit außerhalb der Möglichkeiten", sagte Ban Ki Moon am Dienstag zu den Delegierten der 17. UNO-Klimakonferenz.

Ban Ki Moon betonte, trotz der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in der Welt und trotz mancher politischer Unterschiede in den Positionen erwarte er Fortschritte in wichtigen Punkten. "Die Zukunft des Planeten steht auf dem Spiel(...) Sie müssen uns vor dem Abgrund bewahren", so der UN-Generalsekretär.

Zweifel an Kompromiss mit China

Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) sieht vorläufig keine Anzeichen für eine Kompromissbereitschaft Chinas. Es genüge nicht, grundsätzlich internationale Abkommen zu akzeptieren, sagte Röttgen. "Neu wäre, wenn China sagt, wir sind für internationale Verbindlichkeit und wir sind ein Teil davon."

Eine Verlängerung des Kyoto-Prozesses ohne die grundsätzliche Bereitschaft aller Industrie-und Schwellenländer zu einem verbindlichen Klimaschutz mache wenig Sinn, erklärte der deutsche Umweltminister. Klimaabkommen der EU und einiger anderer Staaten, die insgesamt für nur 16 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich wären, seien keine angemessene Antwort auf den Klimawandel.

Kanada, Russland und Japan haben bereits deutlich gemacht, dass sie nach der ersten Phase des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls nicht mehr mitmachen wollen. China, das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß in der Welt, hatte in Durban erstmals signalisiert, es könnte sich unter bestimmten Umständen nach 2020 international verbindliche Klima-Verträge vorstellen.

IEA: Klimaschutz auf eigene Faust

Die International Energie Agentur (IEA) forderte angesichts der problematischen Verhandlungen die Staaten zu individuellem Handeln auf. Die Länder sollten aufhören, auf ein umfassendes Klimaabkommen zu warten, sondern angesichts des wachsenden Energiehungers nach klimafreundlichen Lösungen suchen, betonte IEA-Direktorin Maria van der Hoeven in Durban.

Der Chef des UNO-Umweltprogramms (UNEP), Achim Steiner, hat die Regierungen zu freiwilligen, weitreichenden Reduzierungen des Treibhausgasausstoßes aufgerufen. Ein internationales Abkommen zum Klimawandel werde nicht ausreichen, um die globale Erwärmung abzuwenden. Zusätzlich notwendig seien Investitionen in saubere Energien und weitere Maßnahmen. "Wir sind nicht schnell genug", erklärte der UNEP-Exekutivdirektor. "Wir verlieren Zeit." Die zweiwöchige Klimakonferenz geht am Freitag zu Ende.

(Ag.)

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