Leck an Nordsee-Plattform: Experten besorgt über Gasfackel

Leck NordseePlattform Experten besorgt
Leck NordseePlattform Experten besorgt(c) REUTERS (HANDOUT)
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Drei Tage nach der vollständigen Evakuierung der Anlage wegen eines Gaslecks brennt weiterhin eine Gasfackel. Die Explosionsgefahr sei "sehr schwer vorauszusagen".

Nach der Evakuierung der Gas- und Ölförderplattform "Elgin" vor der schottischen Küste wächst die Sorge vor einer Umweltkatastrophe. Drei Tage nach der Stilllegung der Plattform brennt immer noch eine Gasfackel an der Spitze der Anlage. Experten zufolge könnte es zu einer Explosion kommen, wenn das durch ein Leck austretende Gas mit der Flamme in Kontakt kommt.

Der Total-Sicherheitschef für Großbritannien, David Hainsworth, wiegelte dagegen ab. Derzeit werde das ausströmende Gas durch den Wind von der Flamme weggeweht, sagte er am Dienstagabend der BBC. Laut Wetterbericht werde die Windrichtung in den kommenden Tagen gleichbleiben. Derzeit würden Möglichkeiten geprüft, die Fackel zu löschen.

Ein Experte der Universität Liverpool zeigte sich überrascht, dass die Flamme drei Tage nach Stilllegung der Plattform noch nicht erloschen sei. Die Explosionsgefahr sei "sehr schwer vorauszusagen". Vermutlich konzentriere sich das ausströmende Gas am Fuße der Plattform. Durch Windwirbel könnte es jedoch in Kontakt mit der Fackel geraten. Solange die Flamme nicht gelöscht sei, könne sich aus Sicherheitsgründen niemand der Anlage nähern.

20 Tonnen Gas ausgetreten

Der britische Energie-Staatssekretär Charles Hendry hat das von dem Gasleck ausgehende Risiko relativiert. "Wir sollten in Erinnerung behalten, dass es sich hier um eine aufgelassene Gasquelle handelt, deren Gas weitgehend ausgebeutet ist", sagte Hendry in der BBC.

Bisher seien rund 20 Tonnen Gas ausgetreten. Das Leck sei noch nicht genau lokalisiert. "Wir haben den Grund für den Vorfall noch nicht genau ausgemacht", sagte ein Total-Sprecher. Umstritten sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Total hat bisher nicht die genaue chemische Zusammensetzung des austretenden Gases bestätigt. Es handle sich um eine entflammbare, potenziell explosive Kohlenwasserstoffverbindung, sagte der Sprecher. Umweltexperten befürchten, dass es auch hochgiftige Schwefelverbindungen enthält.

Total bringt Überwachungsschiff in Stellung

Mit Spezialtechnik will Total gegen eine drohende Umweltkatastrophe in der Nordsee vor Schottland vorgehen. Nach dem Leck habe der Konzern das Überwachungsschiff "Highland Fortress" in Stellung gebracht, sagte ein Total-Sprecher. Das Schiff verfüge auch über ein ferngesteuertes Mini-U-Boot, mit dem Unterwasseraufnahmen gemacht werden können. Diese Technik sei aber bisher nicht zum Einsatz gekommen, sagte der Sprecher.

Aus allen Konzernbereichen zusammengezogene Experten berieten derzeit darüber, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei. Infrage komme eine Entlastungsbohrung, die aber bis zu sechs Monate dauern könne. Auch ein sogenannter "Kill" mit einer Schlamminjektion komme in Betracht. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen. Bestes Szenario sei, dass der Gasfluss von alleine versiege, hieß es.  "Wenn nicht mal ein Hubschrauber hinfliegen darf wegen der Explosionsgefahr, ist das dramatisch", meinte WWF-Experte Stephan Lutter.

Greenpeace auf dem Weg

Mitarbeiter der Umweltorganisation Greenpeace haben sich auf den Weg zur Unglücksstelle gemacht. "Es gibt eine Flugverbotszone, aber wir wollen so nah wie möglich herankommen und uns ein aktuelles Bild der Lage machen", sagte ein Greenpeace-Sprecher in Hamburg.

Am Sonntag war an der Gasplattform 240 Kilometer östlich der Stadt Aberdeen ein Leck bemerkt worden. Umgehend brachte Total die 238 Arbeiter in Sicherheit. Tags darauf räumte auch der Shell-Konzern zwei benachbarte Plattformen. Die Küstenwache errichtete eine Sperrzone von drei Meilen rund um die Bohrinsel für Flugzeuge und von zwei Meilen für Schiffe. Auf dem Meer bildete sich ein zehn Kilometer langer Teppich aus Gaskondensat.

(Ag.)

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