Temelin-Hearing: "Bewertet wird ein hypothetisches AKW"

TemelinHearing Bewertet wird hypothetisches
TemelinHearing Bewertet wird hypothetisches(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Die einzige Anhörung zum Ausbau des AKW Temelin geriet zur Farce, kritisierten die Grünen. Die tschechische Seite legte den Reaktortyp bisher nicht offen.

Es war die einzige Anhörung zum Ausbau des tschechischen AKW Temelin, an dem Hearing in einer Sporthalle in Ceske Budejovice nahmen am Freitag nur rund 100 Personen teil. Der Saal war zum großen Teil leer. Kritiker äußerten massive Bedenken, das Datum der Anhörung sei zu früh. Weder sei der Hersteller noch der Typ der neuen Reaktoren bekannt. Darüber will der teilstaatliche Stromkonzern CEZ erst Ende 2013 entscheiden. "Bewertet wird ein hypothetisches Kraftwerk", betonten die tschechischen Atomgegner.

Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) hat der Atomenergie bei dem Hearing eine scharfe Absage erteilt: "Atomkraft ist eine Todesenergie, sie ist weder sicher noch beherrschbar. Niemand kann uns die absolute Sicherheit von Atomkraftwerken garantieren. Das haben uns auch Tschernobyl und Fukushima deutlich gezeigt. Die atomare Wolke macht vor Staatsgrenzen keinen Halt."

Der Umweltminister übte Kritik daran, dass die von tschechischer Seite vorgelegten Unterlagen "in vielen Bereichen unvollständig und unzureichend" seien. Wichtige sicherheitsrelevante Fragestellungen seien in den Unterlagen zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) "nur unzureichend beantwortet". Österreich verlange im Rahmen weiterer bilateraler Konsultationen ein Monitoringprogramm, in dem noch nicht vorliegende Informationen verfügbar gemacht und offene Fragen geklärt werden, so Berlakovich.

Das AKW Temelin soll bis 2025 um zwei Druckwasser-Reaktoren französischer, amerikanischer oder russischer Konstruktion erweitert werden. Die Baukosten werden auf sieben bis zwölf Milliarden Euro geschätzt. "Keine der infrage stehenden Reaktorvarianten ist irgendwo auf der Welt in Betrieb", bemängelte das Umweltinstitut in München. 

"Das UVP-Hearing grenzt an Verhöhnung der Atomgegner", meinte die oberösterreichische Grüne Klubobfrau Ulrike Schwarz, die vor Ort war.   Die Präsentationen würden nur in tschechischer Sprache durchgeführt.  "Es fehlen wichtige Informationen, Fakten werden von den tschechischen Vertretern nach allen Regeln der Kunst verdreht", kritisierte Schwarz

"Wie erwartet erweist sich das so genannte Temelin-Hearing in Budweis als Farce. Eine echte Auseinandersetzung mit den technischen Mängeln der Atomkraft im allgemein und Temelin im speziellen und vor allem mit den Ängsten der Bevölkerung ist nicht erwünscht", meinte die Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig in einer Aussendung. Sie kritisierte auch Berlakovich, der "neuerlich eine Gelegenheit auslässt, Österreichs scharfen Protest gegen die tschechischen Ausbaupläne klar und unüberhörbar kundzutun."

An der Anhörung, die zum Teil vom Tschechischen Fernsehen direkt übertragen wurde, haben auch die Vertreter des Tschechischen Energiekonzerns (CEZ), des Prager Umweltministeriums sowie die Chefin der tschechischen Atombehörde (SUJB), Dana Drabova, teilgenommen. Der stellvertretende Umweltminister Tschechiens Ivo Hlavac sagte, sein Ministerium werde seinen Standpunkt zum Temelin-Ausbau im zweiten Halbjahr 2012 veröffentlichen. Das entsprechende UVP-Verfahren läuft seit 2008.

(APA)

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