Oberösterreich: Klimts Sommerfrische für Asiaten

(c) Leopold Museum, Wien (Graphic)
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Viel Zauber des Orts, weniger Originale: Der Attersee als Destination für Kulturtouristen.

Schörfling. In der Vermarktung von Gustav Klimts Erbe gibt es einen neuen Mitspieler. Schörfling am Attersee wirbt mit einem Klimt-Dokumentationszentrum und den originalen Entstehungsorten eines Großteils seiner Landschaftsbilder um neue Klientel: zahlungskräftige Gäste aus Fernost.

Auf ihrer straff organisierten Route durch Europa verlassen die kulturinteressierten Touristen aus Asien ihre Reisebusse bisher allerdings nur an wenigen ausgewählten Destinationen. In Österreich sind das fast immer Salzburg und Wien, vielleicht mit kurzem Zwischenstopp in Hallstatt. Um sie zum Halt in Schörfling zu motivieren, bekommt der bekannteste Sommerfrischler des Attersees nun ein spätes Denkmal. Das „Gustav-Klimt-Zentrum“ liegt direkt an der Allee zu Schloss Kammer und wird am Samstag, zum 150. Geburtstag Klimts, eröffnet.

Kostenpunkt für die ersten drei Jahre: 280.000 Euro, davon 75 Prozent aus EU-Mitteln des Wirtschaftsministeriums. Eine Reproduktion des Stoclet-Fries und die bis 22. Juli ausgestellte Leihgabe des Leopoldmuseums „Am Attersee“ sind als Höhepunkte angekündigt.

Kritik: „Man braucht Originale“

Das Klimt-Zentrum erhebt keinen musealen Anspruch, es ist vielmehr eine Mischung aus Shop, Café, Fremdenverkehrsbüro und multimedialem Dokumentationsraum. Genau das sei das Problem, meint Alfred Weidinger, Klimt-Experte und stellvertretender Direktor des Belvedere: „Um einen Film über Klimt zu sehen, Klimt-Postkarten zu kaufen und einen Kaffee zu trinken, opfern die anspruchsvollen Kulturtouristen nicht ihre Zeit.“ Mit ihnen als Frequenzbringern in Gastronomie und Handel könne man nur rechnen, wenn man auch etwas biete.

Nach Ansicht Weidingers bräuchte es mehr: „Zumindest fünf originale Landschaftsbilder und ein Hauptwerk.“ Natürlich würden Originale sehr viel mehr kosten: Allein die Versicherung für „Am Attersee“ verschlingt 10.000Euro – pro Woche. So wie es geplant sei, werde das Zentrum wie andere Projekte wieder einschlafen, prophezeit Weidinger. Schon Initiativen wie der Klimt-Themenweg, der 2003 geschaffen wurde, oder Klimt-Führungen seien verpufft.

Anders sieht das Tourismusdirektor Christian Schirlbauer: „Wir sind sehr froh über die Kooperation mit dem Leopoldmuseum und vom Erfolg und der Nachhaltigkeit des Klimt-Zentrums überzeugt, dazu braucht es kein ständig ausgestelltes, millionenschweres Original. Das Leopoldmuseum habe zudem weitere Leihgaben angekündigt.

Der Attersee selbst, so Schirlbauer, punkte vor allem mit seinem genius loci. Die Nähe zu originalen Entstehungsorten solle mit Klimt-Schiff, Audioguides und individuellen Führungen Klimts Werk mit allen Sinnen erfahrbar machen.

Die Mozartkugel des Attersees

Die zentralen Landschaftsbilder Klimts wird man am Attersee allerdings weiterhin nur in Reproduktionen zu Gesicht bekommen. Wer an Originalen interessiert ist, kann sich an die geschützte Marke der „Original Klimt-Praline“ halten. Sie ist die Atterseer Antwort auf die Mozartkugel und wird in der Konditorei Ottet in Schörfling schon seit 2003 sehr erfolgreich verkauft. Allerdings bis dato nicht an Gäste aus Fernost. Dafür, meint Waltraud Ottet, liege ihre Konditorei dann doch zu weit ab vom Schuss – vom Seeufer. Die klassischen Attersee-Urlauber haben die kleine Pralinenerzeugung aber schon für sich entdeckt – vielleicht tun sie das auch mit dem Klimt-Zentrum. Auch für sie sei das neue Haus an der Schlossallee schließlich gedacht, sagt Schirlbauer: „Als Schlechtwetterprogramm.“

Service

150 Jahre Klimt. Am 14. Juli eröffnet das „Gustav-Klimt-Zentrum“ in Schörfling am Attersee. Außerdem in Schörfling: „Erich Lessing sieht Gustav Klimt“, Fotoausstellung (13.7.–9.8.) in der Galerie Käthe Zwach. www.klimt-am-attersee.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2012)

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