Die Park-and-ride-Anlage in Hütteldorf war am Montag um rund 15 Prozent stärker besetzt als sonst. Anrainer in den betroffenen Bezirken orten bereits eine Verkehrsberuhigung.
Wien. Seit gestern, Montag, müssen Autofahrer in Wien auch im gesamten 15.Bezirk sowie in Teilen des zwölften, 14., 16. und 17. Bezirks für das Parken bezahlen. Die politisch seit Monaten heiß diskutierte Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung trat somit planmäßig in Kraft.
Erste Auswirkungen machen sich schon bemerkbar, wie ein Lokalaugenschein am Montagnachmittag in Hütteldorf – einem der betroffenen Bezirke – gezeigt hat. Die Park-and-ride-Anlage unmittelbar neben dem Bahnhof ist de facto komplett belegt. Gegen 14Uhr sind rund 1200 der insgesamt 1250 Abstellplätze (auf sechs Ebenen) besetzt. Zum Vergleich: Am Montag vor einer Woche parkten dort um dieselbe Zeit „nur“ 950 Autos. Mit durchschnittlich 64 Prozent Stellplatzauslastung herrschte in den oberen Stockwerken bisher sogar oft gähnende Leere.
Helmut Sartorius ist kaufmännischer Direktor der „Best in Parking Holding“, die die Anlage in Hütteldorf betreibt. Er sagt, dass bereits die Ankündigung der Erweiterung der Kurzparkzonen im Westen Wiens zu einer verstärkten Nachfrage von Dauerkarten (Wochen-, Monats- und Jahresverträgen) geführt habe. Von einer „deutlichen Erhöhung der Kundenfrequenz“ am Montag spricht auch ein Mitarbeiter des Parkhauses. „Ich schätze die Zunahme auf etwa 15 Prozent, wobei ich davon ausgehe, dass sich das in den kommenden Tagen und Wochen noch steigern wird“, meint der Angestellte im Gespräch mit der „Presse“. „Viele Autofahrer rechnen nämlich in der ersten Zeit mit einer Schonfrist und lassen ihre Pkw trotz Verbots in den gebührenpflichtigen Zonen stehen, ohne zu zahlen.“
Auch den Unmut einiger (neuer) Kunden hat er bereits zu spüren bekommen. „Besonders Pendler regen sich fürchterlich darüber auf, dass sie plötzlich in unsere kostenpflichtige Anlage ausweichen müssen, obwohl es in der näheren Umgebung des Bahnhofs ihrer Meinung nach genügend freie Parkplätze gibt.“
Der Ärger richte sich gegen die Stadtpolitik, die die Autofahrer wieder einmal als „Melkkühe der Nation“ betrachten würden.
„Politische Entscheidung“
„Immer dann, wenn es ein Budgetloch zu stopfen gilt oder die Stadt ihre Finanzen aufbessern will, müssen die Autofahrer herhalten“, macht ein Pendler aus Niederösterreich seiner Verbitterung Luft. „Die Erweiterung der kostenpflichtigen Kurzparkzone war eine politische Entscheidung, sie ist nicht aus einer Notwendigkeit heraus entstanden.“ Ein kurzer Spaziergang in der Gegend würde eindeutig zeigen, dass es in Bahnhofsnähe ausreichend freie Abstellplätze gebe und die Anrainer nicht unter den parkenden Pendlern leiden würden.
Eine Ansicht, die eine Anrainerin in der Rettichgasse gegenüber dem Bahnhof – in einer der von der Ausweitung betroffenen Zonen – bestätigt. „Die Straßen hier waren, sofern es keine Großereignisse wie Fußballspiele und Konzerte gab, eigentlich nie zugeparkt“, so die Pensionistin, die selbst kein Auto hat. „Aber heute ist zu beobachten, dass noch weniger als sonst geparkt wird, was mich natürlich freut, weil sich dadurch auch der Verkehr verringert.“
Eine deutliche Verkehrsberuhigung durch die neuen Kurzparkzonen erhofft sich eine Seitengasse weiter Anrainer Michael. „Ich bin Autofahrer und musste tagsüber manchmal schon zwei, drei Runden drehen, bevor ich in der Nähe meiner Wohnung einen Parkplatz finde“, sagt der Lehrer. Die Kosten für das Parkpickerl habe er daher wohlwollend in Kauf genommen. „Dass Autofahren keine günstige Angelegenheit ist, war mir immer klar. Wenn ich künftig immer direkt vor meiner Haustür parken kann, bezahle ich eben die 140 Euro, das geht schon in Ordnung.“
Auf einen Blick
Start. Seit Montag ist das Parken auch im gesamten 15. sowie in Teilen des 12., 14., 16. und 17. Bezirks gebührenpflichtig. Auswirkungen machen sich schon bemerkbar, die Park-and-ride-Anlage in Hütteldorf etwa war fast vollständig besetzt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2012)