Essen gehen wird deutlich teurer

Wiener Schnitzel - viennese schnitzel
Wiener Schnitzel - viennese schnitzelwww.BilderBox.com
  • Drucken

Als Gründe werden internationale Ernteausfälle und Lohnerhöhungen genannt. Die Arbeiterkammer spricht von „seltsamen“ Argumenten, die nicht nachvollziehbar seien.

Wien. Österreichs Gastronomen warten mit einer guten und einer schlechten Nachricht auf. Vorab die gute: Einer Studie der Arbeiterkammer (AK) zufolge lag der durchschnittliche Preisanstieg in Gaststätten in Salzburg 2012 im Vergleich zum Vorjahr bei lediglich 1,8 Prozent und somit unterhalb der Inflation von 2,2 Prozent.

Eine erfreuliche Bilanz, die auch für Wien und andere Städte Österreichs repräsentativ ist, meint Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien. Dieser Trend werde aber nicht anhalten – womit wir bei der schlechten Nachricht wären. Denn Bitzinger zufolge werden die Gastronomiepreise ab 2013 wieder massiv ansteigen – „um mindestens das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr“.

Die Gründe dafür: Ernteausfälle in den USA und Europa sowie Lohnerhöhungen. „Die Rohstoffpreise für Fleisch und Getreide sind stark gestiegen, um 15 Prozent und mehr. Die Betriebe werden diese Kosten teilweise an die Gäste weitergeben müssen“, erklärt Bitzinger. „Ganz Österreich wird davon betroffen sein, Städte ebenso wie ländliche Gebiete.“

Für Stefan Göweil, Leiter der AK-Marktbeobachtung, eine „seltsame“ Begründung. Unmittelbar vor Preissteigerungen würden Betriebe seit jeher dieselben Argumente anführen, was nicht ganz nachvollziehbar sei. „Hierzulande gab es keine Ernteausfälle, das Ergebnis war im normalen Bereich, etwa bei Getreide – und da ist Österreich Vollversorger“, stellt Göweil fest. „Missernten in den USA und Lohnerhöhungen, die erst verhandelt werden müssen, für bevorstehende Teuerungen heranzuziehen, ist hinterfragenswert.“

Dass es mit Anfang nächsten Jahres zu einer „Anpassung der Preise“ kommen wird, glaubt auch Wilhelm Turecek, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien. Wenngleich für ihn die Höhe des Anstiegs noch nicht absehbar ist. Er wünscht sich im Sinne der Unternehmer, dass Preissteigerungen häppchenweise erfolgen, um Kunden nicht abzuschrecken.

„Abgesehen davon sollten sich die Wiener Gastronomen grundsätzlich einmal die Frage stellen, ob es nicht sinnvoller wäre, ihre Preise an westösterreichische Verhältnisse anzugleichen“, sagt Turecek. „Das wäre in ihrem Interesse, denn die Marktlage in Wien ist aufgrund der enormen Lokaldichte alles andere als leicht.“ Was dazu geführt habe, dass „die Preise hier im Vergleich zu anderen Städten ausgesprochen niedrig sind“.

Starkes Ost-West-Gefälle

Ein Test der Tiroler Arbeiterkammer vom Mittwoch, die in 160 zufällig Restaurants in ganz Österreich die Preise verglichen hat, zeigt tatsächlich ein starkes Ost-West-Gefälle. Vorarlberg, Tirol und Salzburg sind deutlich teurer als die übrigen Bundesländer.

Das billigste Wiener Schnitzel (vom Schwein) bekamen die Testesser in Eisenstadt um sechs Euro serviert. Mit 18 Euro am tiefsten in die Tasche greifen mussten sie in Bregenz. Der durchschnittliche Schnitzelpreis in Wien: 8,62 Euro (siehe Grafik).

(C) DiePresse

Auch bei anderen Produkten ist die Bandbreite vom billigsten zum teuersten (erwartungsgemäß) enorm. So kostete etwa ein halber Liter Apfelsaft mit Mineralwasser gespritzt im günstigsten Fall im Burgenland 1,40 Euro. In einem Wiener Lokal ist mit 5,60 Euro das Vierfache berechnet worden.

In Zahlen

Wiens Gastronomie: Im Jahr 2008 zählte die Wirtschaftskammer Wien 5734, 2011 nur noch 5609 Gastronomiebetriebe. Nur die Sparte der Restaurants zeigte eine aufsteigende Veränderung von 1452 auf 1487. Die heimische Küche zählt mit 1099 Lokalen zu den Marktführern in Wien. Daneben listet der Wiener Lokalführer 727 Café-Restaurants, 484 Imbisse und Fast-Food-Läden, 456 Café-Bars, 343 Italiener, 262 Bars, 209 Chinesen und 200 Heurige auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Bald Wintergärten am Naschmarkt?

Die Lokalbesitzer am Naschmarkt planen Wintergärten. Derzeit ist deren Bau verboten. Eine neue Studie der Stadt Wien könnte das ändern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.