Nach 27 Jahren: 18,5 Mrd. Entschädigung für Terror-Opfer

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WIE01APA (Robert Jäger)
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19 Menschen kamen bei einem Anschlag auf den Flughäfen Schwechat und Fiumicino ums Leben. Syrien soll nun eine Entschädigung zahlen.

Ein Gericht im US-Bundesstaat Washington hat den Opfern der Terroranschläge von Schwechat und Fiumicino nach mehr als 27 Jahren Ende Jänner eine Rekord-Entschädigungssumme von 18,5 Milliarden Euro zugesprochen. Die Verantwortung für die Anschläge, bei denen insgesamt 19 Zivilisten getötet und 107 verletzt wurden, liegt demnach bei der Syrisch Arabischen Republik. Ob die Forderungen auch eingetrieben werden können, ist freilich offen.

Am 27. Dezember 1985 hatten drei Terroristen den Schalter der israelischen Fluggesellschaft "El Al" am Flughafen Wien-Schwechat mit Maschinengewehren und Handgranaten angegriffen. Dabei starben drei Zivilisten, zwei davon waren österreichische Staatsbürger. Einer der Terroristen wurde auf der Flucht erschossen, die anderen zwei festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei einem zeitgleichen Angriff am Flughafen Fiumicino in Rom starben 16 Zivilisten. Zu den Anschlägen bekannte sich die palästinensische Terrorgruppe um Abu Nidal.

Wie die US-Zeitschrift Portland Press Herald berichtete, sind 18,5 Milliarden Euro (25 Milliarden Dollar) eine der höchsten Entschädigungssummen, die je von einem US-Gericht zugesprochen wurden. Nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wurden die Privatkläger gegen den BP-Konzern etwa mit "nur" 5,9 Milliarden Euro entschädigt.

Eine Milliarde Dollar pro Kläger

Jeder der 25 Kläger, die bei den Anschlägen in Wien und Rom entweder selber verletzt wurden oder einen Angehörigen verloren haben, erhielt somit eine Milliarde Dollar. Vertreten wurden sie durch Ron Jenkins, einem Anwalt aus Portland im US-Bundesstaat Oregon, der als Spezialist für Terrorfälle gilt.

Laut Portland Press Herald konnte Jenkins vor Gericht beweisen, dass die Terroranschläge ohne direkte Unterstützung und finanzielle Förderung durch Syrien nicht hätten ausgeführt werden können. "Die Terroristen wurden in Camps mit regulären syrischen Streitkräften ausgebildet," erklärte Jenkins demnach. Die APA konnte Jenkins für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichen.

Ursprünglich waren sowohl Syrien als auch Libyen wegen der Anschläge angeklagt, hieß es auf der Internetseite der Anwaltskanzlei. Auch international wurde bisher der gestürzte libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi als Drahtzieher der Anschläge an den Flughäfen von Schwechat und Fiumicino vermutet.

"Versäumnisurteil"

Ob das Geld letzten Endes aber auch eingetrieben werde kann, ist fraglich. Beim Prozess war kein Vertreter Syriens anwesend. Bei dem Urteil handelte es sich daher auch um eine "Versäumnisurteil", das erging, ohne dass der Angeklagte vor Gericht erschien und sich verteidigte. Zudem liegen die diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und dem Regime in Damaskus derzeit auf Eis.

Gegenüber der Portland Press Herald zeigte sich Jenkins dennoch zuversichtlich: "In anderen Fällen konnten wir auch Millionen von Dollar von Libyen eintreiben." In erster Linie denke man dabei an eingefrorene Auslandskonten des syrischen Regimes. Genauere Angaben zum weiteren Vorgehen wollte Jenkins nicht machen.

(APA)

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