Downsyndrom: Mehr Hilfe für Eltern

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90 Prozent aller Kinder mit Trisomie 21 werden nie geboren. Eine neue Beratungsstelle soll Eltern vor der Geburt helfen, mit der Diagnose umzugehen.

Wien. Genaue Zahlen gibt es nicht. Aber die Schätzungen der Experten deuten in eine Richtung: Fast 90 Prozent aller Kinder mit Downsyndrom werden heute nicht mehr geboren. Laut WHO kamen in Österreich 2010 nur zwölf Kinder mit Downsyndrom zur Welt. Da aber statistisch gesehen jedes 800. Kind Downsyndrom hat, hätten es 2010 bei knapp 79.000 Geburten 100 Kinder sein müssen.

„Ein Großteil der Kinder wird abgetrieben, das muss man ganz ehrlich sagen“, sagt Peter Husslein, Leiter der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Als Gründe für die Abtreibung nennt sein Kollege Christof Worda, ebenfalls vom AKH, Überforderung: „Viele Eltern sagen, dass sie sich emotional und finanziell außerstande sehen, so ein Kind zu betreuen.“

Gerüchte, dass Ärzte eher zur Abtreibung raten, weist Husslein zurück. „Aber meine Aufgabe ist es zu erklären, wie das Leben mit Trisomie 21 aussieht. Und das bedeutet: Ihr Kind wird verhaltensauffällig sein, es wird krank sein, und es wird eigen sein. Aber es kann gut gefördert werden.“

Sowohl Husslein als auch Worda glauben, dass die Zahl der Abtreibungen deutlich abnähme, wenn es mehr Anlaufstellen und Betreuungsplätze für Kinder mit Downsyndrom gäbe. „Gut integrierte Trisomie-21-Kinder kommen alle aus finanziell wohlhabenden Familien. Die staatlichen Förderungen sind zu vernachlässigen“, sagt Husslein. Genau in diese Kerbe schlägt nun die neue Familienberatungsstelle der Diakonie Österreich "Zentrum Spattstraße" in Linz, die Eltern helfen soll, wenn sie – vor oder nach der Geburt – von der Behinderung ihres Kindes erfahren. „Immer wieder werden Eltern mit der Diagnose allein gelassen. Die sind dann natürlich traumatisiert“, sagt Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich.

Zu wenig Information

Bei einer pränatalen Trisomie-21-Diagnose berät etwa ein Kinderarzt genauso wie Neurologen, Behindertenpädagogen und Sozialarbeiter. Die finale Entscheidung wird den Eltern aber auch dort freilich nicht abgenommen. „Uns geht es darum, die Gewissensentscheidung zu respektieren“, sagt Chalupka. „Aber eine gute Entscheidung trifft nur jemand, der bestens informiert ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2013)

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