NÖ: Teilweise höhere Pegel als 2002 erwartet

Ein Bild aus Marbach, NÖ.
Ein Bild aus Marbach, NÖ.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Östlich von Wien sind die Prognosen höher als die Werte von 2002. Fünf Männer wurden aus der reißenden Donau nach einem Bootsunfall gerettet.

In Niederösterreich haben Einsatzkräfte bis Dienstagvormittag 238 Menschen geborgen, sagte Franz Resperger vom Landeskommando. Insgesamt standen in Niederösterreich 177 Feuerwehren mit etwa 3.000 Mann im Hochwassereinsatz. Dabei waren auch acht Katastrophenhilfsdienstzüge aufgeboten. Mehr als eine Millionen Sandsäcke sollen alleine in Niederösterreich befüllt worden sein.

In der Hochwasser-Situation an der Donau in Niederösterreich verzeichnen inzwischen auch die Feuerwehren im Bezirk Bruck a.d Leitha verstärkt Einsätze. Neuralgische Punkte waren Hainburg, wo bereits 82 Häuser in zwei Siedlungen geräumt werden mussten, und Bad Deutsch Altenburg. In dem Kurort bilden 30.000 Sandsäcke wie schon 2002 einen Damm, sagte Johannes Dietrich vom Bezirksfeuerwehrkommando.

Östlich von Wien könnte der Pegel einen höheren Wert als vor knapp elf Jahren erreichen. Wurden am 15. August 2002 in Wildungsmauer 8,84 Meter gemessen, lautete die aktuelle Prognose auf der Homepage des Landes NÖ auf 9,07 Meter am Mittwoch. Am Dienstag gegen 21.30 Uhr waren es 8,27 Meter.

In Bad Deutsch Altenburg war neben mehreren lokalen Feuerwehren auch ein Zug des Katastrophenhilfsdienstes im Einsatz. Es galt u.a. das Kurhaus zu schützen. In Hainburg gab es neben den in der Wörtharm- und der Jägerhaussiedlung erfolgten Evakuierungen vor allem Dammsicherungsarbeiten durchzuführen, sagte Christian Schulz von der örtlichen Feuerwehr. Das Rote Kreuze hat laut Homepage des Bezirkskommandos ein Feldlager für etwa 50 Personen mit Feldbetten errichtet.

Höhepunkt spätestens Mittwochvormittag

Die Donau in Niederösterreich sollte spätestens Mittwochvormittag ihren Höchststand erreichen. Der Pegel steige "schleichend", hieß es Dienstagnachmittag beim Hydrografischen Dienst. Am Pegel Kienstock in der Wachau wurden gegen 17 Uhr 10,69 Meter gemessen. Die Prognose für Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden lautete 10,90 Meter.

In den frühen Morgenstunden des Dienstags war die Situation in der Gemeinde Mautern außer Kontrolle. Dort war im Ortsteil Hundsheim vermutlich unter der Schutzwand Wasser eingedrungen. Eine Kleingartensiedlung wurde überflutet. Die Feuerwehr rückte mit Großpumpen aus. Dürnstein war nur mehr per Bahn und für Einsatzfahrzeuge erreichbar. Die Trinkwasserversorgung in der Gemeinde wurde wegen des Hochwassers außer Betrieb genommen. In Melk, wo 25 Menschen evakuiert wurden, überfluteten die Wassermassen das Feuerwehrhaus.

In Wallsee im Bezirk Amstetten musste der Damm an der Donau mit "Big Packs" verstärkt werden. Dazu kam ab den Mittagsstunden ein Black Hawk-Hubschrauber des Bundesheeres zum Einsatz. Ein zweiter Black Hawk war "stand by" abgestellt. Das Bundesheer ist am Dienstag in Niederösterreich mit etwa 400 Mann im Hochwasser-Assistenzeinsatz gestanden.

Fünf Männer aus der Donau gefischt

Dramatische Szenen haben sich Dienstagnachmittag auf der Donau bei Wallsee (Bezirk Amstetten) abgespielt. Laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger waren fünf Männer (Feuerwehrleute und Jäger) mit einem Motorboot gekentert. Der Einsatz sei aus der Luft koordiniert worden, die Bergung der Opfer durch die Feuerwehr erfolgt, die mit fünf Booten ausgefahren war. Die Männer seien unverletzt, aber vermutlich unterkühlt.

Es habe sich um eine "dramatische Rettungsaktion" gehandelt, berichtete Philipp Gutlederer vom Bezirksfeuerwehrkommando Amstetten. Das habe sich nicht zuletzt an den Worten eines Opfers gezeigt. Ein aus den Fluten gezogener Feuerwehrmann habe gemeint, nicht mehr daran geglaubt zu haben, lebend aus der Hochwasser führenden Donau zu kommen - wegen der Kälte des Wassers und der starken Strömung. Das gekenterte Boot wurde von den Fluten mitgerissen, sagte Gutlederer. Er bestätigte auch, dass die Geretteten unterkühlt gewesen seien. Einer der Männer musste ins Krankenhaus in Amstetten geflogen werden.

Melk: 200 Menschen direkt betroffen

Im teilweise überfluteten niederösterreichischen Melk sind etwa 70 Häuser und 200 Menschen direkt betroffen, 25 Personen mussten evakuiert werden. Diese Zwischenbilanz hat die Feuerwehr der Stadt gezogen, die seit Dienstag selbst ein Opfer der Überschwemmungen ist. Das Haus in der Pionierstraße wurde unter Wasser gesetzt. Die FF Melk sei dennoch "voll handlungsfähig", hieß es in einer Aussendung.

Alle nötigen Ressourcen seien in den Wirtschaftshof der Stadtgemeinde verlegt worden. Der entstandene Schaden am Feuerwehrhaus und an den im Areal verbliebenen Gerätschaften - trotz weitgehender Räumung - sei noch nicht abschätzbar. Auch das jährliche Feuerwehrfest, an sich "eine lebenswichtige Einnahmequelle", müsse zum ersten Mal seit 23 Jahren abgesagt werden, so die FF Melk.

(>>>"Presse"-Lokalaugenschein aus Melk)

Ybbs, Kritzendorf, Klosterneuburg betroffen

In Stein wurde von der Stadt Krems ein eigener Pegel eingerichtet, so Fischer. Bei einem Stand von 9,20 Metern würden Evakuierungen vorgenommen. In der Früh wurden 8,93 Meter gemessen. Der hohe Wasserstand werde bis in die Nachtstunden konstant bleiben. Die Schutzwand werde laufend kontrolliert. "Kleine Wasserdurchtritte stellen keine Gefahr dar, dieses Wasser wird von den Pumpwerken weggepumpt."

Der mobile Schutzdamm in Krems-Stein könnte im Fall der Fälle auch noch mit Sandsäcken verstärkt werden. Von einer Evakuierung wäre ein Teil von Stein betroffen, sagte Pressesprecherin Doris Denk. Die betroffene Bevölkerung würde in diesem Fall mit Zivilschutzalarm informiert, höhere Stockwerke aufzusuchen bzw. ihre Häuser zu verlassen. Aufgrund der Prognosen könne ein Übertritt der Donau im Ortsteil Stein weiterhin nicht ausgeschlossen werden, so die Feuerwehr. Fahrten in das Hochwassergebiet sollten unbedingt unterlassen werden. "Die wenigen Umleitungsstrecken sind verkehrsmäßig bereits überlastet, die Einsatzkräfte benötigen die Verkehrsflächen dringender."

In Ybbs (Bezirk Melk) war am Montag die Brücke über den gleichnamigen Fluss gesperrt worden. In der Au in Kritzendorf in der Gemeinde Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) mussten zwei Personen per Zille gerettet werden. Bereits am Sonntagabend war der Aufruf ergangen, die Häuser zu verlassen. In Kritzendorf gebe es außerdem laufend Tierrettungen, berichtete Nittner. Weitere Einsätze der Feuerwehr an der Donau konzentrierten sich unter anderem auf Ardagger und St. Pantaleon im Bezirk Amstetten, auf Dürnstein im Bezirk Krems und auf die Wachau allgemein.

Das Essl Museum in Klosterneuburg hat am Dienstag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die für den Abend angesetzte Eröffnung der Ausstellung "Besucher" von Tim Eitel, international gefeierter Vertreter der "Neuen Leipziger Schule" ist abgesagt. Die Schau selbst werde zugänglich sein, sobald es möglich sei, die Eröffnugn werde nachgeholt.

Evakuierungen in Korneuburg

In Korneuburg sind am Dienstag neuerlich mehrere Menschen vor dem Hochwasser der Donau in Sicherheit gebracht worden. Die örtliche Feuerwehr rückte mit Booten aus. "Mehrere Personen im Gefahrenbereich weigern sich immer noch, ihre Gebäude zu verlassen", hieß es außerdem in einer Aussendung.

Laut FF Korneuburg wurden am Dienstag kurz nach 11 Uhr zunächst "sechs Personen von drei Einsatzstellen im Strömungsbereich in Sicherheit gebracht". Zwei Stunden später mussten auf Anordnung der Polizei drei weitere Menschen - samt acht Katzen - per Boot gerettet werden.

Land stellt Geld bereit

Die Landesregierung hat in ihrer heutigen Sitzung die Bereitstellung von 10 Millionen Euro zur finanziellen Unterstützung für die Opfer des aktuellen Hochwassers in Niederösterreich beschlossen. Mit diesem "ersten Schritt" wolle man vorsorgen, dass man "so rasch als möglich", wenn die ersten Schäden erhoben sind, mit den ersten Auszahlungen beginnen könne, betonte Landeshauptmann Erwinn Pröll.

Das Land Niederösterreich hat bei der Hypo NÖ Landesbank ein Spendenkonto für die Opfer des aktuellen Hochwassers eingerichtet. Es lautet auf „Hochwasser 2013“, die Kontonummer ist 04455 014455, die Bankleitzahl 53000. Als Erstspender hat die Hypo einen Betrag von 100.000 Euro einbezahlt, teilte der Landespressedienst am Montagvormittag mit.

(APA)

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