Seit dem Wochenende bahnen sich die Wassermassen von Westen nach Osten. Es gab vermutlich fünf Todesopfer in Zusammenhang mit der Flut.
Häuser unter Wasser, Verkehrsbehinderungen, Evakuierungen, Todesopfer - das Hochwasser hat Österreich eine Woche lang in Atem gehalten. Am Freitag entspannte sich die Lage in den betroffenen Gebieten weiter, die Pegel waren rückläufig. Bisher sind im Zusammenhang mit der Flut vermutlich fünf Menschenleben zu beklagen, zwei Personen werden vermisst. In Oberösterreich könnte außerdem das Verschwinden einer jungen Frau im Zusammenhang mit dem Hochwasser stehen. Eine Zusammenfassung des Ablaufs der Naturkatastrophe:
Samstag, 1. Juni
Für weite Teile Österreichs wird nach schweren und anhaltenden Regenfällen Hochwasseralarm ausgelöst. In Vorarlberg stehen die Feuerwehren bereits im Dauereinsatz.
Sonntag, 2. Juni
Betroffen sind vorerst vor allem Vorarlberg, das Tiroler Unterland, weite Teile Salzburgs und in Oberösterreich das Salzkammergut, das Innviertel und der Donauraum. In Mäden in Vorarlberg wird ein Mann vermisst und seine Leiche erste am Montag gefunden. Einige Salzburger Gemeinden werden zum Katastrophengebiet erklärt. In St. Johann im Pongau stirbt nach einem Erdrutsch ein mit Aufräumen beschäftigter Arbeiter, in Taxenbach im Pinzgau werden nach einem Murenabgang zwei Personen - eine 19-jährige Frau und ein 48-jähriger Landwirt - vermisst. Im Tiroler Unterland ist die Lage mit Überschwemmungen und Murenabgängen prekär.
Die Fluten verlagern sich unterdessen in Richtung Osten. In Niederösterreich wird am Nachmittag die Altstadt von Melk teilweise überflutet, ebenso St. Valentin. Die Donau und die Enns treten über die Ufer. Es kommt zu zahlreichen Evakuierungen. In der Steiermark steht der Bezirk Liezen im Brennpunkt. Aus Oberösterreich treffen vor allem aus dem Salzkammergut, dem Innviertel sowie dem Donauraum dramatische Meldungen ein. In Linz gerät ein Schweizer Schiff in Schwierigkeiten. Die Polizei bringt 120 Passagiere in Sicherheit.
Montag, 3. Juni
Während in Tirol die Aufräumarbeiten beginnen und in Salzburg die Schäden sichtbar werden, herrscht in Ober- und Niederösterreich Hoffen und Bangen. Die Pegel der großen Flüsse sind dort im Steigen, zahlreiche Städte stehen unter Wasser. Das Bundesheer setzt 24 Hubschrauber für Erkundungs- und Evakuierungsflüge ein. Die Donau wird für den Schiffsverkehr gesperrt. In Niederösterreich werden bis zum Abend 1,2 Millionen Sandsäcke verlegt. Die Höhe der Hochwasserschutzwände beträgt 11,15 Meter, der Donaupegel liegt bei 10,10 Meter. Österreichweit sind 150 Straßenverbindungen nicht passierbar. Massive Behinderungen gibt es auch im Bahnverkehr.
Dienstag, 4. Juni
In Wien sind die ersten Ausläufer des Hochwassers zu spüren, Gastrobetriebe an der Donau und in Häfen überflutet. Die Regierung kündigt an, im Bedarfsfall die Mittel des Katastrophenfonds aufzustocken. Besonders dramatisch bleibt die Lage in Ober- und Niederösterreich. Am Nachmittag kentert bei Wallsee ein mit fünf Personen - Jäger und Feuerwehrleute - besetztes Boot. Sie werden in einer dramatischen Aktion gerettet. Gezittert wird im oberösterreichischen Grein, ob der Hochwasserschutz hält. Katastrophale Zustände herrschen in der Gemeinde Ebensee (Gmunden), wo noch 50 Häuser unter Wasser stehen und zwei Ortsteile komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind. In Uttendorf (Braunau) kommt ein Baby wegen der Überflutungen im Krankenwagen zur Welt.
Mittwoch, 5. Juni
Der Höhepunkt scheint erreicht, von Entspannung keine Rede - Brennpunkte sind an der Donau Grein und Krems, weiter stromabwärts ist der Pegel bei Kornbeuburg noch leicht im Steigen. Starke Behinderungen gibt es weiterhin auf den Verkehrsbehinderungen.
In Vorarlberg werden zwei Leichen entdeckt. In einer Unterführung in Hörbranz (Bezirk Bregenz) liegt ein 55-jähriger, beim Unglückszeitpunkt betrunken gewesener Mann in 20 Zentimeter tiefem Wasser. Vor Gaißau birgt die Feuerwehr eine tote Person aus dem Bodensee. Eine Obduktion soll klären, ob ein Zusammenhang mit dem Hochwasser besteht.
Donnerstag, 6. Juni
Während in Tirol, Salzburg und Oberösterreich bereits die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, entspannt sich die Lage in den östlichen Bundesländern Niederösterreich und Wien leicht. Die kritischen Hochwasserschutzeinrichtungen in Niederösterreich brechen nicht. In dem Bundesland standen bisher 14.200 Kräfte von 1.093 Feuerwehren mit 3.214 Fahrzeugen im Hochwassereinsatz. Dazu zählen auch 32 Züge des Katastrophenhilfsdienstes. Aufatmen kann die Bundeshauptstadt, das Wasser geht zurück. Passagiere eines Donau-Kreuzfahrtschiffes, das in Nussdorf angelegt war, und die den Fluss-Liner nicht mehr verlassen können, werden am Abend evakuiert. Ein Obersteirer, ein 49-jähriger Lkw-Lenker, kommt bei Aufräumarbeiten nach einem Erdrutsch ums Leben.
Der Einsatz von Freiwilligen löste in der Politik Diskussion aus. Die Regierung will die finanzielle Abgeltung für freiwillige Helfer im Katastropheneinsatz auf breiter Basis diskutieren.
(APA)