Wiener Juwelier erschoss Räuber

Wiener Juwelier erschoss Raeuber
Wiener Juwelier erschoss Raeuber(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Äußere Mariahilfer Straße. Ein Juwelier griff während eines Überfalls zur Waffe. Die Komplizen des Toten sind flüchtig. Schon seit dem Vorjahr steigt die Angst der Juweliere.

Wien. Vor der Gelateria in der Äußeren Mariahilfer Straße hat sich eine Menschentraube gebildet, aber die Leute sind nicht wegen des Eises gekommen. Gebannt starren sie auf die Polizisten vor ihnen: Dutzende Männer in Uniform, mehrere Polizeiwägen und ein längeres Absperrband, das den gesamten Gehsteig bis zur Kreuzung Dadlergasse blockiert.

Im Juweliergeschäft nebenan hat der Geschäftsinhaber knapp zwei Stunden davor am Freitag einen Räuber erschossen. Kurz nach 12 Uhr betraten drei mit Sonnenbrillen maskierte Männer das Geschäft. Einer sprang über das Verkaufspult und bedrohte das Juweliersehepaar mit einer Pistole. Daraufhin zog der Juwelier selbst eine Pistole und feuerte mehrere Schüsse ab. Die Waffe, wird die Polizei später sagen, besitzt er legal. Die Räuber flohen nach den Schüssen.

Einer der drei blieb jedoch nur wenige Meter entfernt an der Ecke Dadlergasse liegen. Die Rettung versuchte, ihn zu reanimieren, doch jede Hilfe kam zu spät. Ein Kopfschuss, werden Schaulustige später sagen. Die Polizei bestätigte das bisher nicht.

Woher die Männer kamen, die stadtauswärts geflohen seien sollen, war zunächst unklar. Bei dem Toten wurde ein Ausweis gefunden. Litauische Staatsbürgerschaft, 43 Jahre alt. „Die Identität des Verdächtigen kann aber so nicht eindeutig festgestellt werden“, sagt Polizeisprecherin Michaela Rossmann. Nach den beiden Flüchtigen wird gefahndet. Kameraaufnahmen im Juweliergeschäft erwiesen sich jedoch als unbrauchbar. Auch die Außenkamera der nahen Bank. „Falscher Radius“, sagt Rossmann.

Zwei Stunden nach der Tat wurde das Ehepaar noch immer von der Polizei verhört. „Sie stehen unter Schock und werden psychologisch betreut“, sagt Rossmann. Nur drei Zeugen hätten die Flucht der Räuber in der untertags so belebten Straße beobachtet. Was diese gesehen haben, sagt die Polizei nicht. Auch in der Gelateria weiß man nichts. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der geschossen hat“, sagt eine Mitarbeiterin. Sie kennt das zirka 50 bis 60 Jahre alte Ehepaar seit Jahren.

Kurse für Juweliere

Dabei ist das nicht so ungewöhnlich: Erst Anfang Juni erschoss ein Wiener Taxifahrer einen Räuber. Im Vorjahr häuften sich auch die Überfälle auf Juweliere. Das hat die Angst geschürt. Wirtschaftskammer und der Polizei boten spezielle Seminare an, um die Reaktion von Tätern besser einschätzen zu können oder um rechtliche Fragen abzuklären. Wer konnte, hat seine Sicherheitsmaßnahmen (Kameras, Sicherheitstüren) verstärkt, zudem klagen die Juweliere über höhere Versicherungsprämien.

In der Mariahilfer Straße selbst war die Aufregung wenige Stunden nach der Tat jedenfalls wieder etwas abgeklungen. Abgesehen von den Spekulationen der Umstehenden – war der junge Mann, der im Geschäft nebenan Servietten für einen Verletzten holte, ein Verdächtiger oder nur ein Helfer? – kehrte mit der Entfernung des Absperrbandes Ruhe ein. An der Ecke Dadlergasse waren noch die Blutspuren zu sehen, die Passanten stiegen schon darüber.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2013)

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