Weniger Morde und Gewalt, mehr Betrug via Internet

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Symbolbild(c) REUTERS (CARLO ALLEGRI)
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Die Zahl der Anzeigen ist in Österreich um 0,3 Prozent, in Wien um vier Prozent gestiegen. Dafür sorgen kleinkriminelle Banden und Internet-Kriminelle.

Wien/Cim. Es sind scheinbar harmlose Inserate. Wie das einer, schien es, frisch verheirateten Deutschen, die ihr Brautkleid um ein paar tausend Euro online anbot. Bloß, das Kleid kam nie an, das Geld ging, wie sich herausstellte, an einen 18-Jährigen im nigerianischen Lagos, der gut Deutsch konnte, erzählt Franz Lang, der Direktor des Bundeskriminalamtes (BK).

Vor allem Fälle wie dieser haben für das Plus in der Kriminalstatistik des ersten Halbjahres gesorgt. Die Zahl der Anzeigen wegen Cyber-Betrugs ist innerhalb eines Jahres um 77 Prozent gestiegen. Von Jänner bis Juni 2013 wurden 4445 Delikte angezeigt. Meist handle es sich um gefälschte Webshops. „Hier müssen wir stark aufrüsten“, sagt er und kündigt an, das Cyber-Crime-Competence-Center im BK bis 2014 von 23 auf 50 Mitarbeiter aufzustocken oder dass heuer 100 weitere Bezirks-IT-Ermittler ausgebildet werden. Cyber-Kriminalität ist mit in Summe 6413 Anzeigen im Halbjahr jener Bereich, in dem Verbrechen am stärksten zunimmt.

Generell zeigen die Daten nämlich nur einen, so Lang, „marginalen“ Anstieg: plus 0,3 Prozent oder 812 Anzeigen auf 265.533 Fälle. Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häuser ist leicht gesunken, die Zahl der Kfz-Diebstähle leicht gestiegen. Und es dürfte heuer verhältnismäßig friedlich zugegangen sein: Von Jänner bis Juni wurden 24 Fälle von Mord oder Totschlag angezeigt, ein Jahr zuvor waren es 42. Die Zahl der angezeigten vorsätzlichen Körperverletzungen sank um fünf Prozent, ebenso wurden weniger Delikte gegen die sexuelle Integrität angezeigt.

Nach Regionen betrachtet zeigen sich aber Unterschiede: In Ballungszentren steigt die Kriminalität: In Wien um 3,9 Prozent, in der Steiermark um 3,2 Prozent. Das liege neben den Cyber-Kriminellen an sogenannten MOCGs, die sich auf Städte konzentrieren.

Banden ziehen von Wien weiter

Das sind sogenannte „Mobile Organised Crime Groups“, organisierte Gruppen Kleinkrimineller, oft aus Süd-/Ost-Europa, die kleine Delikte, diese aber serienweise begehen: Kellereinbrüche, Taschendiebstahl, Trickbetrügereien oder Ausspähen von Bankomatkarten-Codes zum Beispiel. In Wien seien solche Gruppen seit Februar stark aufgefallen, seit zwei, drei Monaten auch in Graz oder Linz. Das BK beteiligt sich am Europol-Projekt MOCG gegen diese und will häufiger verdeckt ermitteln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2013)

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