Causa „Alijew": Anwalt Lansky verzichtet auf Auftritte im Straflandesgericht

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Archivbild: Wiener StraflandesgerichtAPA/HERBERT NEUBAUER
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Wegen des gegen ihn anhängigen Spionageverfahrens wird der Wiener Anwalt Gabriel Lansky bis auf weiteres keine Vertretungen mehr im Straflandesgericht Wien übernehmen.

Wien. Während die von der Staatsanwaltschaft Wien geführten Ermittlungen gegen den früheren kasachischen Botschafter in Wien, Rachat Alijew, weitergehen, setzt der Wiener Rechtsanwalt Gabriel Lansky einen bemerkenswerten Schritt: Er verzichtet mit aktuellem Schreiben an die Wiener Anwaltskammer vom Donnerstag (12. Dezember) bis auf weiteres darauf, als Rechtsvertreter vor dem Straflandesgericht Wien („Landl") aufzutreten.

Die Ursache für diese Entwicklung: Alijew - er trägt mittlerweile den Namen Shoraz und lebt seit Jahren auf Malta - steht im Verdacht an der Entführung und Ermordung zweier kasachischer Banker beteiligt gewesen zu sein. Er bestreitet dies. Lansky wiederum ist der Rechtsvertreter der mutmaßlichen Alijew-Opfer. Mittlerweile wird, wie berichtet, auch gegen ihn ermittelt. Und zwar wegen des Verdachts der Spionage (nachrichtendienstliche Tätigkeit) zugunsten Kasachstans. Auch gegen den früheren SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer - er und Lansky sind befreundet - wurde wegen dessen Beratertätigkeit für die kasachische Führung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Beide haben den Vorwurf der illegalen Weiterleitung von Informationen von Anfang an entschieden zurückgewiesen. Im Falle von Lansky bedeutet das laufende Spionageverfahren aber, dass er bei Rechtsvertretungen im Bereich des Straflandesgerichts Wien zwangsläufig auch mit der dort angesiedelten Staatsanwaltschaft zu tun hat. Also mit jener Behörde, die gegen ihn ermittelt. Er wäre bei „Landl"-Auftritten also Anwalt und Beschuldigter in einer Person.

Um dies zu vermeiden, zieht Lansky nun die Reißleine. Ursprünglich hatte von Seiten der Anwaltskammer eine vorläufige Entziehung der Vertretungsbefugnis für dieses Gericht gedroht. Diese Maßnahme ist mittlerweile laut "Presse"-Informationen vom Tisch. Die Auszeit soll nun so lange laufen, als das Spionageverfahren anhängig ist.

Lansky selber begründet seinen Schritt mit „den ständigen Versuchen der Anwälte des mordverdächtigen ehemaligen kasachischen Botschafters Rachat Alijew, mich als Opferanwalt mit absurden Vorwürfen und Disziplinaranzeigen bei der Justiz und der Anwaltskammer zu diskreditieren." In dem der „Presse" vorliegenden Schreiben von Lansky an den Disziplinarrat der Rechtsanwaltskammer Wien heißt es: „Es liegt mir daran, auch nur jeglichen Anschein zu vermeiden, dass mein persönliches Auftreten vor der Staatsanwaltschaft Wien bzw. dem Landesgericht für Strafsachen Wien einen Interessenskonflikt mit von mir dort vertretenen Mandanten bewirken könnte." Und: „Ich habe überhaupt kein Problem damit, für ein paar Monate nicht persönlich dort aufzutreten." Die Kanzlei an sich - „Lansky, Ganzger + partner" ist mit 140 Mitarbeitern eine der größten Kanzleien des Landes - ist von diesem Verzicht freilich nicht betroffen.

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