Eislaufen - auf Plastik statt auf Eis

Eislaufen - auf Plastik statt auf Eis
Eislaufen - auf Plastik statt auf EisClemens Fabry
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Man gleitet langsamer, aber ähnlich wie auf Eis. In Döbling, am Fuß der Hohen Warte, eröffnet am Samstag Wiens erste Skate-Anlage mit Plastikplatten.

Wien. Die ersten Schritte sind verhalten. Eislaufen auf Plastikboden? Geht das denn? Ja, es geht, aber die synthetischen Platten, die wie Puzzlesteine ineinandergelegt sind, bremsen, der Widerstand ist größer, man braucht mehr Kraft. Abgesehen davon läuft man auf der „Happy Skate“-Anlage am Fuß der Hohen Warte aber wie auf Eis.

Auch Anni Frank war zunächst skeptisch, als sie im Winter 2012 auf dem Rathausplatz das System testete. Dort wurden kleine Verbindungsstücke zwischen Kunsteisflächen mit dem Kunststoff ausgelegt. „Ich habe Stunden dort verbracht und das ausprobiert“, sagt sie. Und das hat ihre jahrelange Skepsis gegenüber dem Plastik statt Eis dann doch besiegt. Am kommenden Samstag eröffnen Anni Frank und ihre Familie in Döbling mit der „Happy Skate“-Anlage Wiens ersten Platz, auf dem man das ganze Jahr mit herkömmlichen Schlittschuhen über synthetische Kunststoffplatten von Like Ice gleiten kann.

Eisplatz statt Planschbecken

Die Franks haben das Gelände nahe dem Karl-Marx-Hof vor 14Jahren gepachtet. Die Umkleidekabinen des kleinen Kinderschwimmbads aus den Fünfzigerjahren, das sich dort befand, wurden zum Gasthaus umgebaut, die Becken wurden zugeschüttet und zehn Jahre lang im Winter als Natureisbahn genutzt. Aber, für Natureis sind die Wiener Winter zu mild. „Wenn es viel war“, sagt Anni Frank, „konnte man hier 14 Tage eislaufen.“ Das habe für viel Arbeit gesorgt, frustriert, die Döblinger Kinder enttäuscht und war freilich ein Defizitgeschäft. In den vergangenen zwei Wochen wurde der Platz nun mit Kunststoffplatten ausgelegt. Sie sollen zehn Jahre halten, funktionieren ohne Gleitmittel, und die Kufen hinterlassen nur leichte Spuren. Bloß im Juli und August sei kein Betrieb geplant, sagt Frank, da sei die UV-Strahlung zu stark.

Ganz neu ist Skaten auf Plastik nicht: Im vorigen Sommer wurde in der WEV-Eishalle ein Kunststoffbelag verlegt, auf dem im Hochsommer Eishockey gespielt wird. Das könnte zukunftsweisend sein: Benötigen die Platten doch im Betrieb keinen Strom, während eine Kunsteisbahn an einem Tag mitunter so viel Strom wie ein Haushalt in einem Jahr verbraucht. Noch aber dominiert in Wien Kunsteis. Bei Engelmann auf dem Dach in Hernals etwa gleitet man seit mehr als 100 Jahren über Kunsteis.

Plastik gegen warme Winter

Diese Eisbahn ist schon seit Oktober geöffnet, auch auf dem Platz des Wiener Eislaufvereins am Heumarkt, am Eisring Süd in Favoriten oder im Park des Schlosses Wilhelminenberg lässt es sich längst eislaufen – sechs Wochen bevor der Eistraum beim Rathaus eröffnet hat, und wohl auch eine Weile bevor die Alte Donau und andere Natureisplätze wie jene in der Buchfeldgasse in der Josefstadt, in der Osterleitengasse in Döbling oder in der Emichgasse in der Donaustadt zufrieren – und auf denen die Saison, bleibt der Winter mild, auch ganz ausfallen kann. Die Gefahr droht auf der „Happy Skate“-Anlage nicht mehr. Bloß, das schnelle, sportliche Rundenziehen, dafür ist der Platz in Döbling vielleicht zu klein – oder zu langsam. Aber, Anni Frank sieht sich ohnehin als „Nahversorgerin“, wie sie sagt. Als Eislaufplatz für die Döblinger, die Kinder, die Schulen. Für jene, die „schnell eine Stunde eislaufen wollen, ohne dafür viel auszugeben“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2013)

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