Blutspende: Wer warum nicht darf

Blutspenden beim Roten Kreuz
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Ein muslimischer Verein klagte, weil seine Mitglieder nicht spenden durften. Tatsächlich gibt es einige Einschränkungen.

Wien. Dürfen Muslime kein Blut spenden? Diese Frage geistert seit Montag umher, als bekannt wurde, dass das Rote Kreuz eine Spendenaktion der Islamischen Religionsgemeinde Linz abgelehnt hat. Im Folgenden die wichtigsten Antworten rund um das Blutspenden und mögliche Ausschlussgründe.

1. Wird jemand wegen Religion oder Herkunft für die Spende gesperrt?

Religion spielt keine Rolle für die Eignung als Blutspender – Muslime dürfen also sehr wohl spenden. Bei der Herkunft gibt es aber Einschränkungen. Konkret geht es um Menschen, die in einem Hepatitis-B- oder einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen sind – oder sich länger als drei Jahre dort aufgehalten haben. Sie sind permanent vom Spenden ausgeschlossen. Und verschiedene Teile der Türkei zählen zu diesen Gebieten. Nach der Aufregung rund um Linz stellte das Rote Kreuz in einer Aussendung aber klar, dass Menschen mit Migrationshintergrund als Blutspender „jederzeit herzlich willkommen“ sind.

2. Warum wurde dann die Spende der Linzer Muslime abgelehnt?

Beim Roten Kreuz in Linz argumentiert man damit, dass man bereits Erfahrungen mit Kulturvereinen aus dem südosteuropäischen Raum gemacht und dabei festgestellt hat, dass ein recht großer Teil des gespendeten Blutes wegen einer Hepatitis-B-Prävalenz nicht brauchbar war. Wegen des Risikos, dass womöglich viele Spenden wieder weggeworfen werden müssten, nimmt man zumindest in Oberösterreich derartige Angebote von Kulturvereinen, eine gesammelte Spendenaktion durchzuführen, nicht mehr an. Unter anderem in Wien hat es aber immer wieder bereits derartige Spendenaktionen islamischer Vereine gegeben. Derzeit werde laut Eva Menichetti, Leiterin der Wiener Blutspendezentrale, beim Roten Kreuz an einer bundesweit einheitlichen Regelung gearbeitet, wie mit derartigen Anfragen umgegangen werde.

3. Wie sieht es abseits konzertierter Spendenaktionen von Vereinen aus?

Für Angehörige der zweiten und späterer Generationen ist eine Blutspende ohne Weiteres möglich– die Häufigkeit von Hepatitis B ist laut Medizinern bei ihnen deutlich geringer. Und auch Migranten der ersten Generation können sich individuell auf ihre Eignung als Spender testen lassen, letztlich entscheidet ein Arzt aufgrund der gesetzlichen Vorgaben darüber, ob jemand spenden darf oder nicht.

4. Welche Gründe gibt es für einen Ausschluss von der Spende?

Permanent ausgeschlossen sind neben Menschen aus Risikogebieten (unter anderem auch alle, die sich zwischen 1980 und 1996 insgesamt mehr als sechs Monate in Großbritannien aufgehalten haben, Stichwort BSE) auch jene, die bestimmte Krankheiten hatten oder haben – etwa Hepatitis, HIV, Epilepsie, Krebs, Malaria. Permanenter Suchtgiftmissbrauch ist ein Ausschlussgrund. Auch Männer, die mit Männern Sex hatten, stehen auf der Liste jener, die nicht Blut spenden dürfen.

5. Warum sind homosexuelle Männer von der Spende ausgeschlossen?

Das Rote Kreuz argumentiert damit, dass diese Gruppe ein signifikant höheres Infektionsrisiko hat. Homosexuellenverbände sprechen von Diskriminierung – unter anderem, weil nur rund ein Prozent aller homosexuellen Männer tatsächlich mit HIV infiziert ist. Und weil rund die Hälfte der homo- und bisexuellen Männer in einer festen Partnerschaft lebt. Es wird also nicht zwischen Risikogruppe und Risikoverhalten unterschieden. Beim Roten Kreuz beteuert man, dass man sich an die Statistiken halten müsse. „Solange Männer, die mit Männern Sex haben, ein hohes Risiko haben, auf einen Partner mit HIV zu treffen“, so Menichetti, werde es beim Ausschluss bleiben. Man halte sich hier an die Gesetze und orientiere sich unter anderem auch an den Empfehlungen der Europäischen Blutallianz.

6. Kann man auch nur für eine bestimmte Zeit gesperrt werden?

Ja. Nach bestimmten Krankheiten (Erkältung, Grippe etc.), Untersuchungen, Operationen folgen unterschiedlich lange Pausen. Und wer in einem als gefährlich definierten Gebiet (Malaria etc.) auf Urlaub war, muss bis zu sechs Monate beim Spenden pausieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2014)

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