Negativrekord: Schon 251 Verkehrstote

Heuer bereits ein Viertel mehr Verkehrstote. Mitschuld ist das schöne Wetter.

Wien (mpm/APA). 17 tödliche Verkehrsunfälle, bei denen 20 Menschen starben: Das verlängerte Wochenende sorgte für einen traurigen Rekord – starben doch zu Pfingsten deutlich mehr Menschen auf Österreichs Straßen als in den Jahren davor. 2006 waren es sieben Verkehrstote, im Jahr davor neun.

Damit ist das Pfingstwochenende trauriger Höhepunkt eines Jahres, das in Sachen Verkehrstote einen Rekord aufzustellen droht: Seit Jahresbeginn kamen 251 Menschen bei Autounfällen um, um 24 Prozent mehr als im Vorjahr, als es bis Ende Mai 202 Verkehrstote gab. Insgesamt starben 2006 im Straßenverkehr 730 Menschen – der niedrigste Wert seit Jahren. Geht es so weiter, dürfte diese Zahl heuer deutlich überschritten werden. Über die Gründe für den sprunghaften Anstieg rätseln die Experten: Zu wenige Polizei-Kontrollen dürften jedenfalls nicht schuld sein – die haben sogar zugenommen, wie Wolfgang Staudacher, Chef der Verkehrsabteilung der steirischen Polizei, sagt. Über Pfingsten hat die Polizei 46.152 Lenker, die zu schnell unterwegs waren, erwischt, und 743 alkoholisierte angezeigt – auch hier eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr.

Freizeitverkehr gefährlicher

Üblicherweise steigt die Zahl der Unfälle, wenn etwa in den Medien von weniger Polizeikontrollen die Rede ist. Dann fühlen sich viele zum Rasen animiert. „Das ist derzeit aber nicht der Fall“, sagt Verkehrspsychologe Gregor Bartl vom Institut „Gute Fahrt“.

Für die hohe Zahl an Todesopfern „gibt es eine sehr banale Erklärung“, so Bartl. „Das Wetter“: Bei sommerlichen Temperaturen seien mehr Menschen unterwegs. Im so genannten Freizeitverkehr wie zu Pfingsten sind das vielfach unroutinierte Fahrer, vermutet Bartl. „Schönwetterperioden und eine erhöhte Zahl an Unfällen gehen immer Hand in Hand“, bestätigt Eva-Maria Eichinger vom Verkehrsministerium. So wie der heurige Frühling, der bisher nicht nur zu Pfingsten sehr warm war.

„Bei schlechtem Wetter und nasser Fahrbahn sind die Fahrer vorsichtiger“, sagt auch Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Auffallend oft sind Jugendliche beteiligt. Allein zu Pfingsten wurden neun der 17 tödlichen Unfälle von 18- 22-Jährigen verursacht. In den meisten Fällen waren sie zu schnell unterwegs.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, darin sind sich die Experten einig, braucht es noch mehr Polizei-Kontrollen. „Und zwar dort, wo es Sinn macht,“ sagt Bartl. Etwa Samstag Abend in Disko- oder Zeltfestnähe. „Das bedeutet Überstunden und kostet viel Geld“. Und sei dennoch notwendig. Eine weitere Forderung: Mehr Disco- bzw. Nachtbusse. In der Schweiz, so Gratzer vom VCÖ, gebe es ein besseres öffentliches Netz. „Dort ist die Zahl der tödlichen Unfälle um 50 Prozent niedriger als bei uns“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2007)

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