Kirchenbeitrag à la carte

(c) DiePresse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Nur ein geringer Bruchteil der zahlenden Gläubigen widmet den Kirchenbeitrag für einen besonderen Zweck.

Wien.Aktiv beworben wird sie nicht, grundsätzlich ist sie jedoch für alle Katholiken möglich: die Zweckwidmung. Sämtliche Diözesen der katholischen Kirche in Österreich ermöglichen den Zahlern des Kirchenbeitrags, dieses Geld einer konkreten Verwendung zu widmen.

Die Möglichkeit besteht ungeachtet der bevorstehenden Änderung in der Beitragsgestaltung, wonach im Einzelfall über die Höhe des Kirchenbeitrags verhandelt werden kann („Die Presse“ berichtete). Disponibel ist allerdings nur die Hälfte des Gesamtbeitrages. Und: Die Zweckbindung ist eng begrenzt. Das Geld kann nur umgeleitet werden, um

die Priesterausbildung

die Tätigkeit der Caritas

die kirchliche Umweltarbeit

die Missions- und Entwicklungszusammenarbeit

den Verein „Rat und Hilfe“

oder das katholisches Familienwerk

zu finanzieren. „Darüber hinausgehende Möglichkeiten gibt es nicht“, berichtet Josef Weiss, Leiter der Kirchenbeitragsstelle in der Erzdiözese Wien. Von 930.000 Beitragspflichtigen (bei 1,3 Millionen Katholiken) in Wien machen gerade einmal 1000 von der Möglichkeit zur Zweckwidmung Gebrauch.

Die Ursache für die geringe Zahl: Die Option wird nicht aktiv beworben. Weiss: „Es wird im Anlassfall eingesetzt, und zwar in jeder Diözese.“ Vor drei Jahren habe es in Linz einen Vorstoß gegeben. Entstanden sei, was Weiss „ein Durcheinander“ nennt. Auf den Erlagscheinen waren die einzelnen Möglichkeit zur Zweckwidmung angeführt.

„Werbung als Folge“

Weiss: „So ist das nicht administrierbar. Es wäre nicht klar, für welche Bereiche wie viel Geld zur Verfügung stünde.“ Eine weitere Folge sei außerdem, dass „jeder Bereich Werbung betreiben würde“. Auch Pfarren wünschten sich dies, so Weiss, und wollen die Werbetrommel rühren, um mehr zu erhalten als die vorgesehene Hälfte des Beitrags. In den Vatikan wird vom Kirchenbeitrag übrigens nichts überwiesen. Nur einmal im Jahr wird in den Kirchen für den Vatikan gesammelt („Peters-Pfennig“) und direkt an den Sitz des Papstes überwiesen. Im Vorjahr waren dies 870.000 €.

In der evangelischen Kirche gibt es eine Möglichkeit zur Zweckwidmung des Kirchenbeitrags derzeit noch nicht.

WAS BISHER GESCHAH

Austritt: „Die Presse“ berichtete am Dienstag exklusiv: Ab Oktober können Katholiken, die aus der Kirche ausgetreten sind, diesen Schritt widerrufen und über die Beitrags-Höhe verhandeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.