Studie: Zu viel Verkehr durch zu viele Einzelhäuser

Forderung nach neuer Raumordnung.

Wien (sti). Österreicher lieben ihr Haus im Grünen. Dadurch kommt es aber zu wesentlich mehr Verkehr, als eigentlich nötig wäre. Dies ist die Kernaussage der aktuellen Studie „Einfluss der Raumordnung auf die Verkehrsentwicklung“ die der VCÖ (Verkehrsclub Österreich) in einer Pressekonferenz gestern, Mittwoch, präsentierte.

Seit 1991 ist die Bevölkerung im „Grüngürtel“ um die Ballungsräume mit plus 13 Prozent doppelt so stark gewachsen wie im Österreich-Durchschnitt. Parallel dazu hat sich auch der durchschnittliche Arbeitsweg in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt.

Je stärker eine Region zersiedelt ist, desto abhängiger ist man vom Auto und desto teurer sind die Aufschließungskosten, etwa für Straße, Wasser und Energie. Nur 37 Prozent der Kosten werden dabei vom Verursacher beglichen. Außerdem sei die Versorgung von dünn besiedelten Gebieten mit öffentlichem Verkehr sehr teuer, so VCÖ-Expertin Bettina Urbanek.

„Verkehrsparhäuser“ forciert

Hier müsste ein neues Raumordnungskonzept her. Der VCÖ fordert deshalb die Förderung von so genannten „Verkehrsparhäusern“. Seit einigen Jahren werden zwar Energiesparhäuser gefördert, ein Auto im Haushalt treibt den Energieverbrauch jedoch empfindlich in die Höhe. Laut Urbanek sollte deshalb auch die Entfernung zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs oder zu wichtigen Einrichtungen in der Wohnbauförderung berücksichtigt werden.

Auch der Boom an Einkaufszentren am Stadtrand ist ein wesentlicher Verkehrserreger. 51Prozent der Verkaufsflächen befinden sich in Österreich außerhalb der Ortszentren, in Deutschland sind es nur 17 Prozent. Was meist eine Anreise mit dem Auto voraussetzt. Dies hat auch wesentliche Auswirkungen auf die Nahversorgung in Ortskernen. Seit 1980 ist die Zahl der Lebensmittelgeschäfte von ursprünglich 27.000 auf weniger als 16.300 gesunken. „Jede vierte Gemeinde in der Steiermark hat kein eigenes Lebensmittelgeschäft. Konnten früher die Menschen einkaufen gehen, erledigen heute viele ihre Einkäufe mit dem Auto“, klagt Urbanek.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2007)

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