Parkscheine statt Zigaretten

die Presse (Fabry)
  • Drucken

Künftig könnten Parkscheine bei Zigarettenautomaten erhältlich sein. Und: Ein neuer, gelber Zwei-Stunden-Parkschein wird im Februar 2008 eingeführt.

WIEN(stu). Auf die Wiener Autofahrer kommen wieder Änderungen zu – nachdem erst am 1. September die Ausweitung der Kurzparkzonen bis 22 Uhr in Kraft getreten ist. Diesmal soll es eine Erleichterung für Autofahrer geben: Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner erklärt am Dienstag, dass es künftig Parkscheine bei Zigarettenautomaten geben soll.

Derzeit verhandelt Brauner noch mit den Trafikanten und der Tabak-Monopolverwaltung, auf deren Zustimmung Wien angewiesen ist. Ob diese kundenfreundliche Neuerung eingeführt wird, entscheidet sich „in ein paar Wochen“, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind. Fest steht bereits: Eigene Parkschein-Automaten werde es aus Rücksicht auf Stadtbild und Budget „sicher nicht“ geben.

Die Klagen der Autofahrer

Hintergrund: Seit der Ausweitung der Wiener Kurzparkzone auf 22Uhr klagen Autofahrer, dass sie nach dem Schließen der Trafiken keine Parkscheine mehr bekommen, illegal in den blauen Zonen stehen müssen und dafür auch noch einen Strafzettel bekommen. Dass die Parkscheine nach Geschäftsschluss der Trafiken bei 170 Tankstellen erhält sind (das sind 80 Prozent der Wiener Tankstellen) hat sich bisher kaum herum gesprochen.

Das Ergebnis der Verhandlungen und die Kosten für die Umstellungen sind offen – deshalb wird ebenfalls geprüft: Können andere Automaten, beispielsweise jene der Wiener Linien, großflächig adaptiert werden um als Parkscheinautomat zu fungieren?

Geschäftsstraßen als Falle

Neben den rauchenden Parkscheinen hatte Brauner am Dienstag eine zweite Neuerung im Gepäck: Im Februar 2008 wird ein neuer Parkschein eingeführt. Er ist gelb und gilt für zwei Stunden – nachdem die jüngste Reform die maximale Parkdauer in den Parkpickerl-Bezirken generell auf zwei Stunden erhöht hat.

Eine Falle wartet in den Wiener Geschäftsstraßen wie z. B. Praterstraße (2. Bezirk), Landstraßer Hauptstraße (3. Bezirk) und der Mariahilfer Straße (6./7. Bezirk). Dort gilt weiterhin eine maximale Parkdauer von 1,5 Stunden. Wie die Parksheriffs vorgehen, wenn hier ein Zwei-Stunden-Parkschein gesichtet wird, ist offen. Brauner setzt darauf, dass die Autofahrer richtig auf die Einkaufsstraßen-Parkregelung reagieren werden.

Der Zwei-Stunden-Parkschein kostet 2,40 Euro wird überall erhältlich sein wo Kurzparkscheine verkauft werden. Eine Vorschrift, den neuen Parkschein beim zweistündigen Parken einzusetzen gibt es nicht. Wer lieber vier Stück 30 Minuten-Parkscheine ausfüllt, kommt auch über die Runden.

Wer gewinnt einen Blumentopf?

Die Ankündigungen sorgten für eine ungewöhnliche Situation: Die ÖVP lobte die SPÖ in höchsten Tönen. „Es ist zu begrüßen, dass sich die SP in Sachen Parkscheinverkauf über Automaten endlich bewegt“, erklärte der nichtamtsführende VP-Stadtrat Norbert Walter. Offensichtlich habe die SPÖ erkannt: „Mit Politik gegen die Autofahrer ist kein Blumentopf zu gewinnen.“

IN ZAHLEN

170 Tankstellen verkaufen in Wien Parkscheine.

10.000 Autofahrer melden sich monatlich für SMS-Parken an.

2 Stunden beträgt die max. Parkdauer in Parkpickerl-Bezirken.

1,5 Stunden beträgt die max. Parkdauer in den Wiener Geschäftsstraßen, wo es insgesamt 12.000 Parkplätze gibt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.