„Plage“ oder Zielgruppe? Emos im Generali Center

Als Kunden ja, als Dauergäste nein: Ein Shopping-center im Clinch mit seiner jugendlichen Klientel.

Wien(maki). Wie lange darf man sich in einem Einkaufszentrum vor oder nach dem „Shoppen“ aufhalten? Und: Darf man dort überhaupt Zeit verbringen, wenn man gar nichts kauft, sondern nur Freunde trifft? Fragen, die für Diskussionen im Management des Mariahilfer Generali Centers sorgen.

Dieses ist zwar Treffpunkt der Emo-Szene – jenen Jugendlichen, die Gänge und Eingang stundenlang belagerten, begegnete man jedoch mit Maßnahmen, die wenig Spielraum für Interpretation lassen: Die Sitzbänke transportierte man auf Wunsch einiger Geschäftsmieter einfach ab – nicht ganz im Konsens mit dem Management allerdings: „Das widerspricht jeder Shoppingcenter-Philosophie“, klagt Center-Manager Rudolf-Richter, „man kann ja den Leuten nicht sagen, sie sollen reinkommen, kaufen und wieder rausgehen“. Paul Kothbauer, Vertreter der Generali-Geschäftsleute, winkt ab: „Wir sind weder gegen Emos noch gegen Jugendliche. Aber eine zu dichte Ansammlung ist immer ein Problem.“ Ist sie das? „Bis vor kurzem waren hier so viele von denen, dass die Leute am Eingang Schwierigkeiten hatten, an ihnen vorbeizukommen. Das macht schon Ärger“ weiß Oktay Öztürk, der alias Luigi in der gut besuchten Italo-Kneipe „Certo“ im Oberstock des Centers kellnert. „Das sind doch diese Jugendlichen mit den schwarzen Haaren, oder?“ Diese Jugendlichen – die kennen auch die Geschäftsleute im Unterstock. Gerade diese. Denn Mode und die mädchenhaften Accessoires, die Läden wie Kingpin und Medusa zum Kernstoff ihrer Produktpaletten gemacht haben, sind typisch „Emo“. Kein Wunder also, dass Anna Wiesinger, Chefin des Medusa, die Emos nicht als störend empfindet – anders als ihre Kolleginnen im Pink Buddha, das mit Mode aus Hanfprodukten eher eine andere Klientel bedient: „Emos sind die neue Plage“, meint eine Verkäuferin. „Sie kommen in Grüppchen und bleiben ewig“, klagt sie, „erst gestern war wieder eine Mutter da, die ihr Emo-Kind sucht, weil es nicht mehr in die Schule geht.“

Ob die Emos Stör- oder Wirtschaftsfaktor sind und wann die Sitzbänke zurückkehren, bleibt unklar. „Wer'ma sehen“, meint Paul Kothbauer, „wir suchen weiter einen Weg zwischen Wirtschaftlichkeit und Verständnis.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2008)

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