Nach Fußball-EM: Anpfiff für Wiener Großbaustellen

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Stadtplanung. Nach der Euro startet Wien eine Bauoffensive. Neben dem Praterstern entstehen Wohnungen, Parks und Büros.

WIEN. Es gibt ein Leben nach der Fußball-EM. Wie das aussieht, skizzierte Verkehrsstadtrat Rudi Schicker am Dienstag. Ausgehend vom neuen Bahnhof Praterstern werden nach dem Juni zahlreiche neue Projekte in Angriff genommen. Die Details:
•Praterstern. Der neue Bahnhof, der am 4.April eröffnet wurde, bekommt einen neuen Vorplatz. Vom Bahnhof bis zum Tegetthoff-Denkmal wird das heruntergekommene Areal nach den Plänen des Architekten Boris Podrecca saniert. Hauptattraktion wird ein gläsernes „Flugdach“ direkt vor dem Bahnhof, nahe der neuen Straßenbahnhaltestellen. Dieses Glasdach soll wartende Fahrgäste vor Regen und Sturm schützen. Und: Eine Säulenreihe entlang der Fahrbahn soll den Platz vom Verkehr abschirmen.
•ÖBB-Büroturm. Die Bundesbahnen errichten in Nachbarschaft ihrer Zentrale ein neues „Wahrzeichen“ für den Praterstern (Adresse: Praterstern 5). Geplant ist ein siebenstöckiges Hochhaus mit 20.000m2 Bürofläche. Derzeit läuft das Widmungsverfahren; 2010 soll der ÖBB-Büroturm eröffnet werden und den Praterstern „markanter gestalten“, wie Schicker betonte. Die Pläne dafür gehen bereits auf das Jahr 2004 zurück, in dem das Architekturteam Richter/Tillner den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann.
•Wohnen am Nordbahnhof. Der Plan, tausende Wohnungen auf dem innerstädtischen, 75 Hektar großen Entwicklungsgebiet zu errichten, nimmt Formen an. Derzeit wird das Zentrum errichtet: der drei Hektar große Rudolf-Bednar-Park, der noch heuer eröffnet werden soll. Rund um diese Grünlage werden Wohnungen gebaut. Das Konzept: frei stehende Häuser mit privaten Gärten, Terrassen und Blick in den Park. Das Motto: „Wohnen im Grünen – mitten in der Stadt“.

Ein anderes Projekt ist „Wohnen am Park“: An der Vorgartenstraße schließen Niedrigenergie-Häuser direkt an den Bednar-Park an. Sie verfügen über Sauna, Dachterrasse und Gemeinschaftsräume.
Leben mit der S-Bahn. Durch den Neubau des Bahnhofs Praterstern werden alte Gleisanlagen nicht mehr benötigt. Damit entsteht zwischen der neuen Trasse und der Nordbahnstraße ein kleiner Streifen für Wohnungen – mit idealer Verkehrsanbindung, wie es geschäftstüchtige Makler formulieren würden. Anders formuliert: Die S-Bahn fährt am Fenster vorbei. Baut die Stadt unverkäufliche Wohnungen? Schicker: „Neben der S-Bahn-Trasse wird es einen ausreichenden Lärmschutz inklusive Lärmschutzfenster geben.“
•Geriatriezentrum. Heuer wird mit der Errichtung eines Geriatriezentrums zwischen Engerthstraße und Vorgartenstraße begonnen. Dieses Haus verfügt über Stationen für Demente und Pflegebedürftige und soll 2010 in Betrieb gehen.
•Bike-City. Im Juli soll die Bike-City eröffnet werden. Die Wohnhausanlage für Radfahrer am Nordbahnhofgelände ist seit November 2006 im Bau und wird zahlreiche Shops für Fahrradreparaturen, Radverleih sowie extra große Aufzüge für das Mitnehmen von Fahrrädern in die Wohnung bieten.
Autofreie Siedlung: „Aktion scharf“Im Gegensatz zur autofreien Siedlung in Floridsdorf müssen die Mieter der Bike-City nicht unterschreiben, dass sie auf einen Pkw verzichten. Nachdem Gerüchte nicht abreißen, dass einige Mieter der autofreien Siedlung trotz Verzichtserklärung (heimlich) ein Auto besitzen, wird man diesen Gerüchten auf den Grund gehen, kündigt Schicker an. Immerhin hätten diese Mieter zahlreiche Vergünstigungen (z.B. Gemeinschaftssauna) bekommen, weil sie auf ein Auto verzichten.
•Campus-Modell für die Schule. Bis 2009 werden auf dem Nordbahnhof-Areal etwa 2500 Wohnungen entstehen. Deshalb gehen im Herbst 2010 eine Volksschule und ein Kindergarten am Nordbahnhof in Betrieb – nach dem neuen Campus-Modell. Es ist eine Form der schulischen Ganztagsbetreuung mit speziell geschulten Pädagogen. Dabei kooperieren Schule, Sportvereine und z.B. Musikschule an einem Standort. Dadurch gibt es ein breiteres Angebot für Schüler; die Eltern ersparen sich die Fahrten zwischen diesen Institutionen.

Wenig Begeisterung für diese Pläne bringt VP-Planungssprecher Alfred Hoch auf: „Was in den letzten Jahren als stadtplanerische Meilensteine verkauft wurde, hat enttäuscht. Der Stadtteil beim Gasometer und die Donauplatte sind heute Geisterstädte.“ Die Stadtregierung sei verantwortlich, dass beim Nordbahnhof nicht dieselben Fehler wiederholt und die Pläne schnell umgesetzt werden.

Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2008)

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