Wien: Polizei schleppt Aktivisten aus besetztem Haus

(c) APA (Herbert P. Oczeret)
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Nach eintägiger Besetzung haben rund 70 Polizisten ein Haus in Wien-Alsergrund geräumt. Die Aktivisten bewarfen die Polizei mit Blumen, Bechern und Tomaten. Einer wurde vorübergehend festgenommen.

Mit einem Aufgebot von etwa 70 Mann hat die Polizei am Sonntagabend eine Hausbesetzung in Wien-Alsergrund beendet. Dutzende Aktivisten hatten das seit Jahren leerstehende Gebäude in der Spitalgasse im Zuge eines "Internationalen Aktionstags für Freiräume und Besetzungen" in Beschlag genommen. Gegen 22.45 Uhr konnte der letzte Hausbesetzer aus dem fünfgeschoßigen Gebäude gebracht werden. Manche Aktivisten wurden von den Beamten getragen. Die einschreitenden Polizisten wurden teilweise mit Tomaten, Blumen, Bier- und Wasserbechern beworfen. "Zu Verletzungen ist es nicht gekommen. Aufseiten der Aktivisten wurde eine Person wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen", bilanzierte Norbert Müller von der Bundespolizeidirektion Wien nach der Räumung. Die Person ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, berichten die Aktivisten auf ihrer Homepage. "Raumsituation unerträglich"

Bereits Samstagabend wurde das Haus von Aktivisten unter dem Motto "Queerfeministische Raumaneignung" besetzt. Bis zu 200 Personen hielten sich im Inneren auf, um sich an Workshops zu beteiligen oder Party zu feiern. "Die Raumsituation in Wien spricht unerträgliche Bände. Überteuerte Mieten machen das Leben für die meisten Menschen zu einem täglichen Kampf. Gleichzeitig stehen unzählige Häuser in Wien leer. Es ist das bekannte Spiel im Kapitalismus um die Steigerung des Marktwerts", formulierten die Besetzer in einem Kommunique die Ausgangssituation, die sie zu ihrer Aktion bewogen habe. Rund 100 Sympathisanten

Nachdem der Hausbesitzer von der Sache erfahren hatte, war rasch ein Räumungsbefehl erwirkt. Am Sonntag um 19.40 Uhr schritten die Polizisten ein. 70 Beamte und mehrere Diensthunde waren an der Räumung beteiligt, die Spitalgasse war zuvor zwischen der Alser Straße und der Lazarettgasse für den Verkehr gesperrt worden. Vor dem Haus selbst hinderte ein Polizeikordon rund 100 Sympathisanten, die immer wieder lautstark ihren Unmut über die Räumung kundtaten, am Näherrücken.

Nach und nach wurden die 46 verbliebenen Besetzer einzeln aus dem Gebäude geschafft, die sich zum Teil mittels einer "Sitzblockade" dagegen sträubten. 127 Hausbesetzer wurden wegen Störung der Ordnung angezeigt, 47 von ihnen wegen Sachbeschädigung: Im Haus gebe es kaum eine Wand, "die nicht beschmiert wurde", sagte eine Polizeisprecherin.

Hausbesetzungen auch in anderen Städten

Die Hausbesetzung in Wien war Teil eines Aktionstags in mehreren großen österreichischen Städten: Auch in Linz, Graz und Innsbruck haben Aktivisten Häuser besetzt. Mit Ausnahme von Graz wurden alle in Beschlag genommenen Häuser von der Polizei geräumt.

(Ag./Red.)

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