Die Donaukreuzfahrer stürmen Wien

(c) FABRY Clemens
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Immer mehr und immer größere Kreuzfahrtschiffe legen bei der Reichsbrücke an. 3600 sind es pro Jahr. Die dafür notwendige Infrastruktur soll jetzt ausgebaut werden.

Wien. Rund fünf Millionen Touristen besuchen jedes Jahr die Stadt Wien (Tagestouristen nicht eingerechnet). Die meisten kommen per Flugzeug oder mit dem Auto. In den vergangenen Jahren hat aber auch der internationale Boom der Flusskreuzfahrten große Auswirkungen auf die Wiener Touristenzahlen. Denn mittlerweile gehen pro Jahr rund 260.000 Passagiere am Personenhafen bei der Reichsbrücke an Land. Das ist weit mehr als das Doppelte der Ankunftszahlen vor zehn Jahren.

Dieser Trend zu den Flusskreuzfahrten setzt aber auch die Betreiber des Schifffahrtszentrums unter Druck. Daher wird der Personenhafen jetzt ausgebaut. Konkret die Infrastruktur für die Kreuzfahrtschiffe. Gestern, Donnerstag, wurden die entsprechenden Pläne präsentiert: Der Hafen bei der Reichsbrücke spiele eine besondere Rolle als „Tor zu Wien“, meinte Wiens Wirtschafts- und Finanzstadträtin Renate Brauner bei der Präsentation. Die Donau sei nicht nur als wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch in touristischer Hinsicht besonders interessant. „Mit dem Ausbau wird Wien noch stärker vom Wachstum im Segment der River Cruises punkten“, meint die Vizebürgermeisterin.

32 Stunden Aufenthalt in Wien

Immerhin legen pro Jahr bei der Reichsbrücke 3600 Kreuzfahrtschiffe an. Da die „Kreuzfahrer“ im Gegensatz zur Seeschifffahrt in der Nacht nicht weiterfahren, bleiben sie im Schnitt 32 Stunden in der Stadt. Viel Zeit für Busrundfahrten und Einkäufe.

Rund sieben Millionen Euro fließen in die Neugestaltung und Modernisierung des Areals am Handelskai, die bis 2015 abgeschlossen sein sollen. Notwendig wurde dies auch durch die neuen Schiffe, die immer größer und moderner werden, aber die dafür notwendige technische Infrastruktur nicht vorfinden: So muss das Lebensmittel-Catering sowie die Wasseraufnahme künftig schneller gehen, ebenso wie die Müllentsorgung. Daher werden Versorgungsleitungen saniert, Strom- und Wasserleitungen bei den zwölf Anlegestellen bei der Reichsbrücke werden verstärkt.

Die Durchschnittsschiffe vor zehn Jahren waren 80 bis 90 Meter lang, heute sind sie rund 130 Meter lang. Übrigens: Das größte Schiff, das derzeit in Wien anlegt, ist die MS Mozart mit einer Länge von 135 Metern und einer Breite von 24 Metern.

Bisher ist der Personenhafen bei der Reichsbrücke nicht unbedingt das attraktivste „Tor zu Wien“. Künftig sollen auch Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten mit einem neuen Verkehrssystem verbessert werden; auch die Frei- und Grünflächen werden neu gestaltet. „Das soll einer der schönsten und effizientesten Passagierhäfen an der Donau werden“, sagt Ronald Schrems, Geschäftsführer der Gesellschaft Wiener Donauraum, die die Umgestaltung bei der Reichsbrücke operativ durchführt.

Das eigentliche Schifffahrtsgebäude am Kai, das unter anderem auch als Schauplatz der ORF-Krimiserie „Soko Donau“ bekannt geworden ist, ist von diesen Neuerungen nicht direkt betroffen. Dieses sei in den vergangenen Jahren ohnehin schon renoviert worden, heißt es bei der zuständigen Wien Holding. Zudem wurde im Hafengebäude heuer ein neues Restaurant – The View– mit einem neuen Pächter eröffnet. (g.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2014)

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