Nach Sturm kam Regen: Katastrophenalarm in zwei Bezirken

Die Situation Freitagmittag im Bezirk Lilienfeld.
Die Situation Freitagmittag im Bezirk Lilienfeld.APA/BFKDO LILIENFELD/OBI CHRISTI
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Vor allem in Niederösterreich sind durch den starken Regen bereits einige Flüsse über die Ufer getreten. Das Bundesheer bereitet sich auf einen Einsatz vor.

Am Freitag ist aufgrund der stark anhaltenden Regenfälle in zwei niederösterreichischen Bezirken (Lilienfeld und St. Pölten) Katastrophenalarm ausgesprochen worden. Mehr als 2.250 Feuerwehrleute standen am Nachmittag laut Sprecher Alexander Nittner im Bundesland im Einsatz. Vor allem gab es zahlreiche überflutete Straßen und Keller.

Auch das Einkaufszentrum in Lilienfeld wurde gesperrt, mehrere Firmen wie etwa in Marktl und Traisen stoppten ihre Produktion, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando in einer Aussendung. Der Katastrophenalarm war bereits in der Früh gegen 8.45 Uhr ausgelöst worden. Tausende Sandsäcke wurden bisher aufgelegt. Die Mariazeller Straße (B 20) wurde im Bereich zwischen Taverne und Schrambach (Bezirk Lilienfeld) für den Verkehr gesperrt. Eine weitere Sperre werde zwischen Dickenau und Türnitz erwartet.

Besonders dramatisch war die Situation im Pielachtal, das ab Hofstetten-Grünau (Bezirk St. Pölten) kaum mehr passierbar war. "Hier gibt es großflächige Überflutungen und es herrscht noch immer Starkregen", sagte der zuständige Feuerwehrkommandant Walter Bugl. Das Problem sei, dass es seit etwa 1.00 Uhr mehr als 104 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben habe. Dementsprechend stark stieg der Pegel der Pielach im Ort an. "Normalerweise haben wir einen Wasserstand von 1,40 Meter. Nun liegt er über vier Meter", so Bugl.

Straßensperren in Niederösterreich

  • die B31, zwischen Hollenstein und Kleinhollenstein
  • die B22, zwischen Waidhofen und Ybbsitz
  • B39, die Pielachtal Straße, zwischen Hofstetten und Laubenbachmühle (B28)
  • die L102, zwischen der B39 und Schwarzenbad
  • die L107, zwischen Rotheau und Eschenau
  • L5193, zwischen Kaumberg und der Klammhöhe
  • L5226, bei Frankenfels
  • L5202, zwischen Wiesenfeld und Wiesenbach
  • L133, zwischen Kleinzell und Rainfeld (Frankenfels ist derzeit laut ORF nicht erreichbar, Kirchberg vom Traisental aus nur noch durch den Morigraben.

Leichte Entspannung im Bezirk Wiener Neustadt

Im Raum Wiener Neustadt hat der Starkregen am Freitagnachmittag nachgelassen, dementsprechend gingen die Einsätze zurück, teilte der Bezirksführungsstab der Freiwilligen Feuerwehr mit. Man sei zuversichtlich, dass der Scheitelpunkt bereits erreicht sei, wurde auf leicht sinkende Pegelstände der Bäche und Flüsse verwiesen.

Die Folgen des Regens hatten 600 Feuerwehrmitglieder im Bezirk beschäftigt, Tausende Sandsäcke wurden für Sicherungsmaßnahmen gefüllt. Die Einsatzbereitschaft bleibe aufrecht. Eine Entspannung der Wetterlage werde erst für Sonntag erwartet, im Bereich Hohe Wand und Gutenstein dürften noch erhebliche Regenmengen niedergehen. Da die Böden kaum noch Wasser aufnehmen können, sei weiterhin mit lokalen kleineren Überflutungen zu rechnen.

Bundesheer bereitet sich vor

Das Bundesheer bereitet sich auf Assistenzeinsätze vor. Insgesamt stehen 1100 Soldaten und fünf Hubschrauber zu Verfügung. Auf Anforderung der Landeswarnzentralen Niederösterreich und Burgenland erkunden Bundesheer-Experten mögliche Dammverstärkungen im Raum Lilienfeld und Oberpullendorf, so das Verteidigungsministerium am Freitag.

Geländegängige Pinzgauer mit Sanitätspersonal des Bundesheeres stehen für Rettungseinsätze in Niederösterreich zur Verfügung. Etwa 950 Soldaten werden in Niederösterreich und etwa 150 im Burgenland bereitgehalten. Drei Hubschrauber aus Langenlebarn in Niederösterreich und zwei Alouette 3 aus Aigen in der Steiermark unterstützen die Einsatzkräfte im Bedarfsfall. Ein "Black Hawk" des Bundesheeres kann die Trinkwasserversorgung in gefährdeten Gebieten sicherstellen.

Burgenland: Teams aufgestockt

Auch im Burgenland herrschte für die Einsatzkräfte durch den Dauerregen Hochbetrieb: Am frühen Vormittag waren gleichzeitig an die 40 Feuerwehren im Einsatz, teilte die Landessicherheitszentrale (LSZ) Burgenland mit. Die meisten Wehren waren damit beschäftigt, überflutete Keller auszupumpen. Das Schwergewicht lag dabei auf den Bezirken Oberpullendorf und Oberwart. In der LSZ hat man bereits Vorkehrungen getroffen, um das im Einsatz befindliche Team aufzustocken, falls die Lage dies notwendig machen sollte.

OÖ: Hohe Pegel, kaum Schäden

In Oberösterreich hat es lokale Überflutungen und kleinere Muren, aber keine großflächigen Überschwemmungen gegeben. Nach den Niederschlägen in der Nacht stiegen die Pegelstände der Traun, Steyr und Enns. Gegen 4 Uhr wurde in Steyr Alarm ausgelöst. Die Feuerwehr sperrte den Enns- und den Ortskai, räumte sie von geparkten Autos und begann Hochwasserschutzwände aufzustellen. Am Vormittag trat in Steyr die Enns über die Ufer und erreichte die ersten Häuser.

Gut 15 Feuerwehren standen den Tag über im Einsatz. Meist waren Keller auszupumpen, kleinere Muren zu beseitigen oder vorsorglich gefährdete Bereiche mit Sandsäcken zu sichern. Hot-Spots waren auch am Nachmittag Steyr und sein Umland sowie der Bezirk Gmunden. Experten erwarteten eine Entspannung im Lauf des Abends.

Steiermark: Entspannung, keine Entwarnung

In der Steiermark hat sich die Situation entschärft, zumindest was den Sturm betrifft, der noch am Donnerstag Schäden und Stromausfälle ausgelöst hatte. Probleme mit Hochwasser und Murenabgängen gab es am Freitag noch in der Obersteiermark, wo zwei Häuser geräumt werden mussten und mehrere Straßen und die Bahnstrecke durch das Ennstal blockiert waren.

Betroffen waren die Ortschaften Weichselboden, Halltal, Walstern und Rasing im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. Die Hochschwabstraße B24 musste zwischen Gußwerk und Wildalpen nach einem Murenabgang gesperrt werden. Wegen Überflutung war die Gutensteinerstraße B21 zwischen Mariazell und Terz blockiert. Im Ennstal verlegte eine Mure die Ennstalstraße B320 und die ÖBB-Bahnstrecke mit Geröll. Seitens der ÖBB rechnete man mit einer Freigabe am Samstagabend, bis dahin sei mit größeren Verspätungen zu rechnen.

In Eisenerz (Bezirk Leoben) traten durch Verklausungen Bäche über die Ufer. Ein Haus musste hier wie auch in Johnsbach aus Sicherheitsgründen wegen drohender Hangrutschungen geräumt werden. Geologen des Landes prüften vor Ort, ob und wann eine Freigabe zu vertreten war. Probleme mit ins Rutschen geratenen Hängen und kleinräumigen Überflutungen gab es auch in Turnau. "Es schaut aber nicht so schlecht aus", fasste ein Mitarbeiter in der Landeswarnzentrale zusammen. Die Pegelstände der Flüsse sei tendenziell sinkend, am Abend sei auch ein Abnehmen der Regenfälle zu erwarten.

Schäden in Tirol

Auch im Bundesland Tirol hat es Sturmschäden gegeben. Am Freitag waren nach Angaben der "Tinetz Stromnetz Tirol AG" noch Haushalte in fünf Gemeinden von Stromausfällen betroffen. Bei Huben in Osttirol wurde eine Fichte entwurzelt, die auf die Landesstraße stürzte. Die Verbindung musste aus Sicherheitsgründen bis in die Freitag Vormittagsstunden gesperrt werden.

Kaum Auswirkungen in Wien

In Wien haben die Unwetter kaum Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehr gehabt. "Wir verzeichnen einen ganz normalen Tag", sagte ein Sprecher. Wetterbedingt mussten die Einsatzkräfte lediglich 15 Mal ausrücken.

Entspannung erst am Sonntag

Der Höhepunkt des Sturms ist bereits überschritten, dafür wird der kräftige Regen noch einmal zunehmen und für weitere Überflutungen sorgen. Erst am Sonntag beruhigt sich das Wetter zunehmend. (>> zum Bericht)

(APA)

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