Mord auf Drogenparty: Leiche mithilfe der Familie vergraben

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In Graz dürfte es bei einer Party zu einer Vergewaltigung und einem Mord gekommen sein. Die Leiche eines 16-Jährigen soll in Ungarn vergraben worden sein. Der Großvater half dem Tatverdächtigen angeblich, das Mordopfer zu entsorgen.

Graz/Budapest/Wien. In einem Mehrparteienhaus in Graz-Geidorf dürfte voriges Wochenende eine Party völlig außer Kontrolle geraten sein. Angeblich hat ein 16-Jähriger aus Villach seinen gleichaltrigen Bekannten mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ein 14-jähriges Mädchen zu vergewaltigen. Danach nahm der Bursch ein Kleinkalibergewehr aus dem Waffenschrank des im selben Haus wohnhaften Großvaters und erschoss den Anstifter offenbar aus Rache. Wie es heißt, sind später bei einer Hausdurchsuchung zwei Gewehre und zwei Gaspistolen gefunden worden. Nach der Bluttat brachte der Täter das Missbrauchsopfer zu Freunden, wo er die Vorgänge schilderte. Er weihte auch seinen Großvater ein. Dieser verständigte jedoch nicht die Polizei, sondern half seinem Enkel bei der Entsorgung der Leiche. Die beiden wickelten den Toten in ein Stück Teppich und fuhren nach Ungarn, wo sie die Leiche unmittelbar nach der österreichischen Grenze bei Rabafüzes vergraben haben sollen. Opa und Enkel sollen gestanden haben. Das Auto, das zum Transport der Leiche benutzt wurde, wurde angeblich in Niederösterreich gefunden.

Dieser Tathergang ist allerdings nicht belegt, es gibt auch eine zweite Version, der die Ermittler offenbar nachgehen: Diese besagt, dass der Schütze selbst der 14-Jährigen Gewalt antat und der gleichaltrige Villacher dazwischengehen wollte. Das traumatisierte Mädchen soll in stationärer psychiatrischer Behandlung sein. Die Einvernahmen sind noch nicht abgeschlossen. Offizielle Informationen gab es zu dem Mord seitens der Staatsanwaltschaft am Sonntag nicht, „aus kriminaltaktischen Gründen“ ist zumindest bis Montag eine Informationssperre aufrecht.

Familie wollte Tat vertuschen

Medien berichteten aber, dass auch die Mutter des mutmaßlichen Täters in die Vertuschung der Tat involviert war. Zum Versuch, den Mord zu verschleiern, wurden am Sonntag weitere Details publik: Demnach soll der mutmaßliche Täter im niederösterreichischen Bad Vöslau festgenommen worden sein. Dort war offenbar seine Mutter gerade auf Kur, und dorthin hatte der Großvater offenbar deren Auto gebracht, nachdem Opa und Enkel es für den Abtransport der Leiche verwendet hatten. Im Auto wurden angeblich Blutspuren, Teile eines Teppichs aus der Grazer Wohnung und Werkzeug gefunden, mit dem der Tote im ungarischen Rabafüzes, unmittelbar an der Grenze zu Heiligenkreuz (Burgenland) vergraben worden ist. Außerdem sollen im Auto auch gepackte Koffer gefunden worden sein, die auf eine vorbereitete Flucht hinweisen. Ob die Leiche gefunden wurde oder nicht, darüber gibt es unterschiedliche Informationen. Laut „Kleiner Zeitung“ waren jedenfalls sowohl der Erschossene als auch der mutmaßliche Todesschütze und sein Großvater polizeibekannt. Der 16-jährige Festgenommene auch wegen Gewalttätigkeiten. (APA/red.)

AUF EINEN BLICK

Bei einer privaten Party im Keller eines Grazer Mehrfamilienhauses soll voriges Wochenende ein 16-jähriger Villacher einen gleichaltrigen Bekannten mit vorgehaltener Waffe gezwungen haben, eine 14-Jährige zu vergewaltigen. Danach erschoss der Gezwungene offenbar den Anstifter, mithilfe seines Großvaters soll er die Leiche in Ungarn vergraben haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2014)

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