Oberösterreich: Käfig für Problem-Schülerin

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Der Holzverschlag, in den in der Sonderschule Hartheim ein behindertes Mädchen gesperrt werden sollte, wurde allerdings vor der Verwendung wieder abgebaut. Schuldirektor Karl Schmidhuber verteidigt den Holzverschlag als „Auszeitraum“.

Wien/Linz. In der Sonderschule Hartheim sollte ein behindertes Mädchen bei aggressiven Anfällen in einen Holzverschlag am Schulgang gesperrt werden. Auf Anordnung des Bezirkschulinspektors Karl Eckmayr wurde der vier Quadratmeter große Käfig vor seiner Nutzung aber wieder entfernt.

Schuldirektor Karl Schmidhuber verteidigt den Holzverschlag als „Auszeitraum“. Es gäbe Krisensituationen, in denen die 14-Jährige sehr aggressiv gegen Betreuer, Mitschüler und sich selbst vorgehe, sagte Schmidhuber der „Presse“. Ihm sei „bewusst, dass Anhalten problematisch ist“. Das Mädchen könne so aber die Schule besuchen. Er habe den zuständigen Bezirksschulinspektor Karl Eckmayr Ende Mai über den geplanten Bau informiert. Dieser gab gegenüber der „Presse“ an, erst gestern von dem Käfig erfahren und seinen sofortigen Abbau angeordnet zu haben.

In der Behinderteneinrichtung Institut Hartheim, in der die 14-Jährige lebt, gibt es ebenfalls einen „Time-Out-Raum“. Seine (kurzfristige) Verwendung ist – anders als in der Schule – behördlich geregelt. Schulinspektor Eckmayr will nun feststellen lassen, ob das „problematische Kind“ noch „beschulbar“ ist. Denn die Schule – Eckmayr bezeichnete sie sonst als „ausgezeichnet“ – sei offensichtlich „an ihre Grenzen“ gelangt. Schmidhuber sieht den Schulbesuch des Mädchens – aufgrund des nun fehlenden Krisen-Käfigs – als beendet an.

Hartheim gilt als Symbol für die Euthanasie-Politik der Nazis. Fast 30.000 Behinderte wurden hier in den 40er-Jahren ermordet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2008)

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